Frühes Lied von Clemens Brentano

Fahre fort mit Dornenschlägen,
Weiße Rose, meinem Herzen,
Dem verbrannten, quillt ein Segen,
Aus den Tränen aus den Schmerzen.
 
Breche ganz mein altes Leben,
Ich muß dir, die so erschienen
Einen bessern Bruder geben
Gott und dir in ihm zu dienen.
 
Alles muß von dir ich nehmen
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Kann dir nichts, ach gar nichts geben,
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Denn du mußt den Drachen zähmen,
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Um dem Herrn den Schatz zu heben.
 
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Sieh, ich beug' mich dir zu Füßen,
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Du Erbarmen, weine nieder,
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Lehre mich, wie du zu büßen,
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Tränenquell der frommen Lieder.
 
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All mein Letzen und Verletzen,
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All mein Lügen, Trachten, Scheinen,
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Darauf sollst den Fuß du setzen
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Und so im Triumph erscheinen.
 
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Alles, was du still gelitten,
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Deine Not, dein fromm Entsagen,
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Hat auch mir das Herz durchschnitten,
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Doch du, du hast es getragen.
 
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Alles was du je getragen,
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Sieh, das hab' ich all verschuldet,
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Meine Schuld hat dich geschlagen,
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Und du hast so fromm geduldet.
 
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Und nun trägst du dies versunkne,
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Das dich marterte, dies Herz,
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O du Gottesmitleidtrunkne,
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An dem deinen, himmelwärts!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Frühes Lied“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
171
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Frühes Lied“ ist Clemens Brentano. Der Autor Clemens Brentano wurde 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1794 bis 1842 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Philosophie und Musik spürbar. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben außen vor und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde ausgedrückt. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das 171 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Clemens Brentano sind „O Traum der Wüste, Liebe, endlos Sehnen“, „Was reif in diesen Zeilen steht“ und „Wenn der lahme Weber träumt, er webe“. Zum Autor des Gedichtes „Frühes Lied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 297 Gedichte vor.

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