Ich baute eine Mauer von Clemens Brentano
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Ich baute eine Mauer |
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Aus Gold und Edelstein, |
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Draus wohnet Nacht und Schauer |
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Drin lichter Gnadenschein. |
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Hab' alles Licht gezogen, |
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Mit Gottes durst'gem Mund, |
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Verwölbt den Himmelsbogen |
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In meines Herzens Grund. |
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Hab' allen Mai gerissen |
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In die geheime Nacht, |
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Daß in den Finsternissen |
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Dem Herrn ein Gärtlein lacht. |
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Er, er soll alles haben, |
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Ihm bin ich selig still, |
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Ihm hab' ich mich begraben, |
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Ihm, dem ich leben will. |
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Wie eine fromme Imme |
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Trag' ich ihm alles ein, |
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Der mir die innre Stimme, |
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Giebt durch mein Fensterlein. |
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Der mich läßt Blümlein sehen |
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Und auch den Rosendorn, |
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Lehrt durch die Mauer gehen |
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Hin zu dem Honigborn. |
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So füll' ich Zell' an Zelle, |
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Ihm, ihm dem Herrn allein, |
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Drum Epheu an der Schwelle |
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Sollst du nicht traurig sein. |
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Es müßt' mich billig jammern, |
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Wenn du mir untergingst, |
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Der du mit Lebensklammern, |
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Die Wand mir grün umschlingst. |
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Wenn draus du betend rauschest |
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An meiner Kammer Wand, |
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Wenn draus du sinnig lauschest, |
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Klingt, glänzt die innre Wand. |
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Dann muß ich für dich beten, |
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Und bei dir kehren ein, |
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Wenn mich die Nacht betreten |
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Draus wo kein Gnadenschein. |
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Mit allen Wurzeln trinkest |
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Du Leben ja aus mir, |
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Und wenn du niedersinkest, |
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Reich' ich die Hände dir. |
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Die kalten, frommen Hände, |
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Draus kalt, daß Gott erbarm', |
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Drin schimmern, glühn die Wände, |
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Drin ist es licht und warm. |
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Draus kann ich dir nur schweigen, |
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O klimme treu am Stein, |
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Du findst mit deinen Zweigen |
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Noch einst mein Fensterlein. |
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Dann magst du niederblicken |
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Mit deinem bittern Leid, |
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Und magst mir Tränen nicken |
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In meine Seligkeit. |
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Und wenn ich ausgebauet, |
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Mein Haus mit Liebe voll, |
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Daß ich nun angetrauet |
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Dem Liebsten werden soll |
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Will ich mein Kränzlein brechen |
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Von deinem dunkeln Grün, |
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Und zu dem Liebsten sprechen, |
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Herr laß mir diesen blühn. |
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Laß ziehn mich ihn von dannen |
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Bis über diese Welt, |
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Er soll mir dorten spannen |
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Mein hochzeitliches Zelt. |
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Rein hilf du mir ihn machen, |
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Ihn, der mich nicht erschreckt, |
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Ihn, der mir böse Drachen |
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In seinem Laub entdeckt, |
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Daß ich jungfräulich trete |
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Auf dieses Drachenhaupt, |
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Damit er mit mir bete, |
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Damit er mit mir glaubt. |
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Damit den Schatz ich hebe, |
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Auf dem der Drache ruht, |
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Und dir mit mir ihn gebe |
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O Jesu für dein Blut. |
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Wer Schätze hebt, muß schweigen |
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Bedenk mein Epheu dies, |
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Umflicht nur treu mit Zweigen |
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Dein stummes Paradies. |
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Treu will ich dich ernähren |
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Durch scheinbar kalten Stein, |
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Trink meine frommen Zähren, |
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Wachs in mein Fensterlein. |
Details zum Gedicht „Ich baute eine Mauer“
Clemens Brentano
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1778 - 1842
Romantik
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ich baute eine Mauer“ des Autors Clemens Brentano. 1778 wurde Brentano in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Im Zeitraum zwischen 1794 und 1842 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Epoche lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Schriftstellern der Romantik zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben außen vor und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde ausgedrückt. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.
Das Gedicht besteht aus 88 Versen mit insgesamt 22 Strophen und umfasst dabei 402 Worte. Weitere Werke des Dichters Clemens Brentano sind „Die Abendwinde wehen“, „14. Juli 1834“ und „Als ich in tiefen Leiden“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ich baute eine Mauer“ weitere 297 Gedichte vor.
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