Ich bin aus fremdem Land gekommen von Clemens Brentano
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Ich bin aus fremdem Land gekommen |
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Ein fremder, armer, kranker Mann |
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Du hast mich liebvoll aufgenommen |
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Wie Jesus es und Jesu Freundin kann. |
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Was du gehabt, hast du geteilet, |
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Dein Brot, jed Wort aus Gottes Mund, |
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Du hast geliebet und geheilet, |
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Und hast geschlossen mir den neuen Bund. |
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Du läßt mich fremden Mann nicht scheiden |
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Du hast ihm auch den Weg gezeigt, |
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Den Weg der über Lieb' und Leiden |
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Zum Kreuz, und bis zur Siegeskrone steigt. |
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Ich durft' dir all mein Heimweh klagen, |
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Und was mich in der Fremde hält, |
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Du halfst die Last mir hinzutragen, |
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Zum Lamme, das da trägt die Schuld der Welt. |
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Und daß ich nicht beschämet werde, |
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Hast du auch deine Last bekannt, |
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Saßt bei mir an der dunklen Erde |
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Von der der liebe Heiland auferstand. |
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Wir haben uns wohl weinen sehen, |
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Und haben uns auch angelacht, |
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Und wollen still den Kreuzweg gehen |
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Bis wir einst sagen, Herr es ist vollbracht. |
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Du wie du liebend mich geführet, |
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Da sprachst du gar ein freundlich Wort |
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Das hat mich durch und durch gerühret, |
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Und soll mich rühren immer fort und fort. |
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Du sprachst, da sind wir ja vereinet |
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Ich, du und sie, ich kenn' sie gut, |
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Ich weiß, wie innig sie es meinet |
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Und wie sie glaubend hofft auf Jesu Blut. |
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Und auch die Trösterin der Sünder, |
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Die Mutter, die das Kindlein trug |
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Das zu uns sprach, seid wie die Kinder, |
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War da zur Seligkeit uns nah genug. |
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Zusammen sind wir auch gegangen |
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Vereinet zu Sankt Klemens' Grab |
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Der deinem liebenden Verlangen |
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Für mich ein heil'ges liebes Kleinod gab. |
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Auch an den Ölberg durft' ich gehen |
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Mit dir in seines Sohns Person. |
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Zum lieben Vater aufzuflehen, |
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Der nichts versagt dem eingebornen Sohn. |
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Und zu der Kerker Jammerhöhlen, |
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Hat deine Liebe mich geführt, |
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Durch dich hat mich der armen Seelen |
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Betrübter hülfsbedürft'ger Stand gerührt. |
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Und hin zum heil'gen Kirchenleibe |
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Hin zu der Heil'gen Freudenchor, |
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Hobst du, daß sie einst Blüten treibe |
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Des armen Sünders dürre Hand empor. |
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Auch durch die Wüste durft' ich ziehen, |
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Durft' schreien nach ersehnter Frucht, |
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Wo wir die Schwester sahen fliehen, |
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Die wir bis jetzt vergebens aufgesucht. |
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Was haben alles wir gesehen, |
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Was haben alles wir geliebt, |
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Und müssen auf der Erde stehen |
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Die Dorn und Blumen auf die Gräber giebt. |
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Doch wollen wir die Dornen wählen, |
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Die Dornen, die der Heiland trug, |
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Und wollen nicht die Tränen zählen, |
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Um unsre Schuld sind deren nie genug. |
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Und nie genug um seine Leiden, |
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Und nie genug um unsre Schuld, |
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Und wenn wir von einander scheiden, |
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So gebe Jesus mir die göttliche Geduld. |
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Geduld die heute wir verehren |
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Jn dir du heil'ge Martyrin! |
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Sankt Katharina, wir begehren |
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Führ' uns zu deinem, unserm Heiland hin. |
Details zum Gedicht „Ich bin aus fremdem Land gekommen“
Clemens Brentano
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72
447
1778 - 1842
Romantik
Gedicht-Analyse
Clemens Brentano ist der Autor des Gedichtes „Ich bin aus fremdem Land gekommen“. Der Autor Clemens Brentano wurde 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1794 bis 1842 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis spät in das 19. Jahrhundert hineinreichte. Insbesondere in den Bereichen der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Romantik wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Welt, die sich durch die beginnende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Sehnsucht und Liebe und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Literatur der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.
Das 447 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 72 Versen mit insgesamt 18 Strophen. Der Dichter Clemens Brentano ist auch der Autor für Gedichte wie „Kennt ihr das Fräulein Dienchen nicht ...“, „Ihr himmlischen Fernen“ und „Brautgesang“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ich bin aus fremdem Land gekommen“ weitere 297 Gedichte vor.
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