Die Berufung von Rainer Maria Rilke

Da aber als in sein Versteck der Hohe,
sofort Erkennbare: der Engel, trat
aufrecht, der lautere und lichterlohe,
da tat er allen Anspruch ab und bat,
 
bleiben zu dürfen, der von seinen Reisen
innen verwirrte Kaufmann, der er war;
er hatte nie gelesen und nun gar
ein solches Wort, zu viel für einen Weisen.
 
Der Engel aber, herrisch, wies und wies
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ihm, was geschrieben stand auf seinem Blatte,
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und gab nicht nach und wollte wieder: lies.
 
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Da las er: so, daß sich der Engel bog,
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und war schon einer, der gelesen hatte
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und konnte und gehorchte und vollzog.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Die Berufung“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
98
Entstehungsjahr
1918
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das genannte Gedicht stammt von Rainer Maria Rilke, einem großen österreichischen Dichter, geboren am 4. Dezember 1875 und verstorben am 29. Dezember 1926. Er zählt zu den bedeutendsten Lyrikern der deutschen Literatur und war einer der herausragenden Prosa-Autoren der literarischen Moderne. Es ist daher anzunehmen, dass dieses Gedicht aus dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert stammt.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht sehr mystisch und spirituell, da es den Eintritt eines Engels in das Leben des lyrischen Ichs schildert. Es stellt den inneren Konflikt zwischen Unsicherheit und Akzeptanz des göttlichen Rufes dar und greift spirituelle Themen wie Erleuchtung und Gehorsam gegenüber dem Göttlichen auf.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um einen Kaufmann, der nie gelesen hat und auf seine Reisen verwirrt zurückkehrt. Als ein Engel in sein Versteck tritt, gibt der Kaufmann seine Ansprüche auf und bittet, bleiben zu dürfen. Der Engel gebietet ihm jedoch zu lesen, was auf einem Blatt geschrieben steht. Obwohl der Mann erst widerstrebend ist, liest er schließlich und wird zu einem, der „gelesen hatte und konnte und gehorchte und vollzog“. Das lyrische Ich zeigt hier die Transformation von Unwissenheit zu Wissen, von Unsicherheit zu Akzeptanz, was metaphorisch für eine innere Erleuchtung stehen könnte.

Das Gedicht hat eine metrische Form und besteht aus 14 Versen, die in vier Strophen unterteilt sind. Die ersten beiden Strophen bestehen jeweils aus vier Versen und die letzten beiden Strophen aus drei Versen. Die Wortwahl ist eher gehoben und formell und weist eine sorgsame Struktur auf, die mit dem spirituellen Thema im Einklang steht.

Insgesamt lässt sich sagen, dass das Gedicht die Suche nach einer höheren Wahrheit und die Fähigkeit zur Veränderung und inneren Anpassung thematisiert. Der Engel symbolisiert die Weisheit und die innere Führung, die jeder Mensch in sich trägt, wobei das Lesen als Metapher für das Erwerben von Wissen und Verstehen steht.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Berufung“ ist Rainer Maria Rilke. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Im Jahr 1918 ist das Gedicht entstanden. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 98 Worte. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abend“ und „Abend“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Berufung“ weitere 338 Gedichte vor.

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