Rückblick von Eduard Mörike
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Bei jeder Wendung Deiner Lebensbahn, |
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auch wenn sie glückverheißend sich erweitert, |
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und Du verlierst, um Größeres zu gewinnen: |
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Betroffen stehst Du plötzlich still, den Blick |
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gedankenvoll auf das Vergangene heftend; |
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die Wehmut lehnt an Deiner Schulter sich |
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und wiederholt in Deine Seele Dir, |
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wie lieblich alles war, und daß es nun |
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damit vorbei auf immer sei, auf immer. |
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Ja, liebes Kind, und Dir sei unverhohlen: |
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Was vor Dir liegt von künftgem Jugendglück, |
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die Spanne mißt es einer Mädchenhand. |
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Doch also ward des Lebens Ordnung uns |
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gesetzt von Gott: den schreckt sie nimmermehr, |
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der einmal recht in seinem Geist gefaßt, |
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was unser Dasein soll. Du, freue Dich, |
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gehabter Freuden! Andere Freuden folgen, |
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den Ernst begleitend; dieser aber sei |
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der Kern und sei die Mitte Deines Glücks! |
Details zum Gedicht „Rückblick“
Eduard Mörike
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125
1804 - 1875
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Rückblick“ und stammt von dem deutschen Dichter Eduard Mörike, der von 1804 bis 1875 lebte und somit der Epoche des Biedermeier zugeordnet wird.
Beim ersten Lesen des Gedichtes entsteht der Eindruck von Melancholie und Reflexion, aber auch von einer gewissen Hoffnung und Akzeptanz der Vergänglichkeit des Lebens.
Das lyrische Ich wendet sich in diesem Gedicht an eine unspezifizierte Person und reflektiert die emotionale Erfahrung, die mit Veränderung und Wachstum einhergeht. Es besteht eine melancholische Stimmung über das Vergangene, das nicht mehr zurückgebracht werden kann („Betroffen stehst Du plötzlich still, den Blick gedankenvoll auf das Vergangene heftend“). Gleichzeitig wird auch die Möglichkeit des Gewinns für das, was verloren ist, erkannt („und Du verlierst, um Größeres zu gewinnen“).
Indem er die Person als „liebes Kind“ anspricht, scheint der Sprecher den Übergang von Kindheit zu Erwachsensein anzusprechen. Er stellt gleichzeitig fest, dass neue Freuden folgen werden und dass man sich nicht vor den Veränderungen zu fürchten braucht. Der Ernst des Lebens wird als integratives Element der Freude betrachtet („Andere Freuden folgen, den Ernst begleitend; dieser aber sei der Kern und sei die Mitte Deines Glücks“).
In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in zwei Strophen unterteilt, mit neun Versen in der ersten und zehn in der zweiten. Die Sprache ist relativ einfach und direkt, jedoch mit einer tiefen und emotionalen Bedeutung. Der Rhythmus und die Reimstruktur sind nicht offensichtlich, und das Gedicht scheint in freiem Vers geschrieben zu sein, was zur introspektiven und nachdenklichen Stimmung des Gedichtes beiträgt.
Insgesamt scheint das Gedicht eine Botschaft der Akzeptanz von Veränderungen und der Vergänglichkeit des Lebens zu vermitteln, sowie die Ermutigung, angesichts dieser Erkenntnisse Hoffnung und Freude zu bewahren.
Weitere Informationen
Eduard Mörike ist der Autor des Gedichtes „Rückblick“. 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1820 bis 1875 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Bei Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 125 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 19 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Eduard Mörike sind „Septembermorgen“, „Nimmersatte Liebe“ und „Lose Ware“. Zum Autor des Gedichtes „Rückblick“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.
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