Das Ideal von Richard Dehmel

Doch hab ich meine Sehnsucht stets gebüßt;
ich ging nach Liebe aus auf allen Wegen,
auf allen kam die Liebe mir entgegen,
doch hab ich meine Sehnsucht stets gebüßt …
 
Es stand ein Baum in einem Zaubergarten,
von tausend Blüten duftete sein Bild,
doch eine leuchtete vor allen mild;
es stand ein Baum in einem Zaubergarten.
 
Und aus den tausend pflückte ich die eine,
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sie war noch schöner mir in meinen Händen;
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ich aber kniete, Dank dem Baum zu spenden,
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von dem aus tausend ich gepflückt die eine.
 
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Ich hob die Augen zu dem Zauberbaume,
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und wieder schien vor allen Eine licht,
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und meine welkte schon – ich dankte nicht;
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ich hob die Augen zu dem Zauberbaume …
 
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Doch hab ich meine Sehnsucht nie verlernt;
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ich ging nach Liebe aus auf allen Wegen,
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auf jedem glänzte mir ein andrer Segen,
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drum hab ich meine Sehnsucht nie verlernt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Das Ideal“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
144
Entstehungsjahr
1893
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Ideal“ wurde vom deutschen Dichter Richard Dehmel verfasst. Dehmel lebte von 1863 bis 1920, was seine Arbeit in die Epoche des Naturalismus und Expressionismus einordnet.

Beim ersten Eindruck fällt die Melancholie auf, die Dehmel in seinem Gedicht vermittelt. Es thematisiert eine unerreichbare, ewige Sehnsucht nach Liebe und Erfüllung, die gleichzeitig immer mit Enttäuschung und Verlust einhergeht.

Inhaltlich ist das Gedicht eine Darstellung der ständigen Suche des lyrischen Ichs nach einem illusiven Ideal der Liebe, das jedoch nie erreicht wird. Es wird die Geschichte erzählt, wie das lyrische Ich eine Blüte aus „tausend“ pflückt, die „milder als alle anderen“ leuchtet. Doch kurz nachdem es die einzigartige Blüte in die Hände nimmt, welkt sie.

Die Form des Gedichts ist gekennzeichnet durch die strenge, regelmäßige Struktur der fünf vierzeiligen Strophen mit einem festen Rhythmus und Reimschema, das den Lesefluss und die Klangfarbe des Gedichts beeinflusst. Die Sprache ist eher unkompliziert und direkt, was es zugänglicher und verständlicher macht, aber dennoch seine emotionale Wirkung nicht mindert.

Was das lyrische Ich durch das Gedicht aussagen möchte, lässt sich als eine Reflexion über das Wesen der menschlichen Natur und die Konsequenzen einer Unzufriedenheit und ständigen Suche nach einer idealisierten, perfekten Liebe verstehen. Die letztliche Enttäuschung und der Verlust, der daraus resultiert, scheinen jedoch das lyrische Ich nicht davon abzuhalten, immer wieder dieselbe Reise anzutreten - ein Kreislauf der Sehnsucht.

Sprachlich nutzt Dehmel wiederkehrende Phrasen („Doch hab ich meine Sehnsucht...“) um die endlose Wiederholung der Suche und das beständige Streben des lyrischen Ichs zu betonen. Die optische und akustische Darstellung des zauberhaften Gartens und des Baumes vermittelt eine fast magische, traumhafte Atmosphäre, die das Konzept der unerreichbaren, idealen Liebe verstärkt.

Zusammenfassend ist „Das Ideal“ ein komplexes und melancholisches Gedicht, das den ewigen Konflikt zwischen menschlichem Streben nach Idealen und der unausweichlichen Realität auf einfache Weise darstellt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das Ideal“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Richard Dehmel. Geboren wurde Dehmel im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg. Das Gedicht ist im Jahr 1893 entstanden. In München ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 144 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Richard Dehmel sind „Auf der Reise“, „Aufblick“ und „Ballade vom Volk“. Zum Autor des Gedichtes „Das Ideal“ haben wir auf abi-pur.de weitere 522 Gedichte veröffentlicht.

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