Bann von Richard Dehmel
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Wie aus dem Schilf die Wasserfee |
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tauchtest du winkend aus der Schaar |
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der Andern um uns zu mir her |
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mit deinem langen schwarzen Haar |
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mit deinem fernen Augenpaar. |
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Und standest nun und sahst mich an |
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mit deinem blassen Uebermut, |
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und deiner Fragen perlende Flut |
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und deiner Lippen jungjunges Blut |
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lachte mich an, lachte mich an. |
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Nur in deinen Augen blieb so fern, |
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so fern wie auf des Weihers Grund |
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in winkender Nacht der irre Stern, |
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ein Zittern und Leuchten stehen; und |
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mir log dein Mund, mir log dein Mund. |
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Denn in unsern Träumen – oh, ich weiß: |
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auch du, auch du! dann tauchen wir |
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Hand in Hand hinunter, stumm und heiß |
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sucht Mund den Mund, holen wir leis, |
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wir uns vom Grund, den Stern vom Grund ... |
Details zum Gedicht „Bann“
Richard Dehmel
4
20
125
1893
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Bann“ wurde von Richard Dehmel geschrieben, der von 1863 bis 1920 lebte. Dehmel zählt zur Epoche des deutschen Naturalismus und später des Symbolismus, er ist jedoch nicht strikt einer dieser literarischen Strömungen zuzuordnen und seine Werke zeigen Einflüsse beider Richtungen.
Beim ersten Lesen kann das Gedicht einen mystischen und romantischen Eindruck hinterlassen, da es ein lyrisches Ich und ein weibliches Gegenüber in einer verträumten, fast märchenhaften Szene darstellt. Die erste Strophe beschreibt das Auftauchen der Frau und die Faszination, die sie auf das lyrische Ich ausübt.
In den folgenden Strophen wird detaillierter auf die Beziehung der beiden eingegangen. Sie scheint von Vertrautheit und Intimität geprägt zu sein, es gibt jedoch Andeutungen von Täuschung oder Unehrlichkeit („mir log dein Mund“). In der letzten Strophe schließt das Gedicht mit einer träumerischen Szenerie, in der beide Figuren nach einem Stern auf dem Grund eines Weihers tauchen.
Inhaltlich scheint das Gedicht die Faszination und die komplizierten emotionalen Aspekte einer romantischen Beziehung, möglicherweise auch eine geheime oder verbotene Liebe, zu thematisieren. Die Beziehung ist gleichzeitig leidenschaftlich und unerreichbar, wie der Stern auf dem Grund des Weihers, nach dem beide Figuren greifen.
Formal besteht „Bann“ aus vier Strophen mit jeweils fünf Versen. Der Rhythmus ist nicht durch ein striktes Metrum festgelegt, was dem Gedicht einen fließenden, erzählenden Charakter verleiht. Es ist kein durchgängendes Reimschema vorhanden, aber es sind dennoch einzelne Reime und Assonanzen zu finden, die das Gedicht melodisch und eindrücklich gestalten.
Die Sprache ist poetisch und teils metaphorisch, zum Beispiel wenn die Frau als „Wasserfee“ bezeichnet wird oder der „irre Stern“ auf dem Grund des Weihers als Symbol für eine unerreichbare Liebe. Der Ausdruck „perlende Flut“ könnte auch ein Hinweis auf die sprudelnde Kommunikation oder die emotionalen Wogen in der Beziehung sein.
Insgesamt ist „Bann“ ein komplexes und vielschichtiges Gedicht, das tiefe menschliche Gefühle und die Dynamik romantischer Beziehungen in poetischer Weise darstellt.
Weitere Informationen
Richard Dehmel ist der Autor des Gedichtes „Bann“. Der Autor Richard Dehmel wurde 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1893 entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Der Schriftsteller Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 125 Worte. Richard Dehmel ist auch der Autor für Gedichte wie „Ballade vom Volk“, „Bastard“ und „Bitte“. Zum Autor des Gedichtes „Bann“ haben wir auf abi-pur.de weitere 522 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Richard Dehmel sind auf abi-pur.de 522 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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