Rückkehr auf sich selbst von Friederike Brun

Meer, das hell den schimmernden Aether spiegelt,
Sanft die Wälder röthlicher Küsten gürtend,
Mich vergebens lockst du mit deinen süßen
Schmeichelnden Tönen!
 
Vormals lauscht' ich gerne den süßen Tönen,
Als noch Kraft und Hoffnung mich rings umblühten,
Und die Rosenknospe der süßen Liebe
Kränzte die Leier.
 
Ruhmeslieb' und goldene Sternenkränze,
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Lorbeerzweig' und süßere Myrtenkronen,
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Reiner Lieb' und himmlischer Freundschaft Palmen,
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Winkten mir strahlend!
 
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Kühn entgegen dem hohen Ziele stürzt' ich,
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Daß mir Staub die bräunliche Lock' umwallte!
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Achtend nicht des niederen Hohnes trüber,
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Feindlicher Geister!
 
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Meine Palmen hat mir des Freundes Untreu',
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Lorbeer mir, und Myrtengesproß gewelket;
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An die falbe Weide der Thränen hing ich
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Klagend die Leier!
 
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D'rum vergebens lockest du nun, o Meer, mich,
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Und du holdumblüheter Hain der Wonne,
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Wo die bunte Fülle der gold'nen Äpfel
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Trügerisch winket!
 
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Mir gegrüßet seyd ihr, o grünen Thale,
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Sanft durchwallt vom rieselnden Silberbache;
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Wo im Schooß des Friedens mir tiefe Stille
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Hüllet den Busen!
 
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Sanftgeneigter Ölbaum, in deinem Schatten
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Wandelt ernst die Weisheit! dort wohnt der Frieden;
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Und mir schöpf' ich fürder aus eig'nem Busen
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Fülle des Lebens!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Rückkehr auf sich selbst“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
178
Entstehungsjahr
1765 - 1835
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Rückkehr auf sich selbst“ wurde von der Dichterin Friederike Brun verfasst, die vom 3. Juni 1765 bis zum 25. März 1835 lebte, was das Gedicht zeitlich in die Epoche der Romantik einordnet.

Auf den ersten Eindruck spürt man eine Sehnsucht, einen Hauch von Melancholie, sowie die Reflexion über Verlust und Neubeginn. Brun verwendet zudem die Metaphorik und Symbolik der Natur, um Emotionen und Gedanken zu vermitteln.

Zu Beginn des Gedichts beschreibt das lyrische Ich das Meer und die umliegenden Wälder, die es versuchen zu locken. Es berichtet von einer Zeit, in der es die Natur mehr schätzte – eine Zeit, in der es noch mit Energie, Hoffnung und Liebe gefüllt war. Doch jetzt scheint es verletzt und enttäuscht, denn es spricht von verratener Freundschaft, gefallenen Träumen und verschwundener Anziehung zum Meer und zum Hain der Wonne.

Im weiteren Verlauf des Gedichts zeichnet das lyrische Ich ein Bild von sich selbst als Person, die mutig nach ihren Zielen strebte, sich dem Hohn und den feindlichen Geistern entgegenstellte, aber letztendlich von der Untreue eines Freundes betrogen wurde. Was der Dichterin geblieben ist, ist das Gefühl, an die Weide der Tränen gekettet zu sein.

Gegen Ende jedoch, nachdem das lyrische Ich seinen Kummer und seine Enttäuschung ausgedrückt hat, scheinen Hoffnung und Frieden durch die dunkle Wolke zu brechen. Es begrüßt nun die grünen Täler und den silbernen Bach. Der Ölbaum wird als Symbol des Friedens und der Weisheit dargestellt.

Darüber hinaus verwendet Friederike Brun in ihrem Gedicht ein gleichmäßiges vierzeiliges Strophenmuster, das eine gewisse Struktur in das Seelenleben des lyrischen Ichs bringt.

Die Sprache ist reichhaltig und farbenfroh, mit einer gewissen Schwere und Melancholie, die die Stimmung des Gedichts hervorhebt. Es wird auch eine intensive Symbolik verwendet, insbesondere mit Bezügen zur Flora, die tiefere Bedeutungen und Gefühle einfließen lässt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Rückkehr auf sich selbst“ von Friederike Brun ein lebendiges und gefühlvolles Gedicht ist, das den Kampf, Verlust und letztlich die Rückkehr zu Frieden und innerer Stärke auf schöne und berührende Weise darstellt.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Rückkehr auf sich selbst“ ist Friederike Brun. Geboren wurde Brun im Jahr 1765 in Gräfentonna. In der Zeit von 1781 bis 1835 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 178 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Weitere Werke der Dichterin Friederike Brun sind „Bey Henriettens Grabe“, „Bey Münters Grabe“ und „Chamounix beym Sonnenaufgange“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Rückkehr auf sich selbst“ weitere 58 Gedichte vor.

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