Eichendorff, Joseph von - Rückkehr (kurze Interpretation)

Schlagwörter:
Joseph von Eichendorff, Analyse, Interpretation, Romantik, Gedichtinterpretation, Referat, Hausaufgabe, Eichendorff, Joseph von - Rückkehr (kurze Interpretation)
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Referat

Joseph von Eichendorff „Rückkehr“ Interpretation

Rückkehr
von Joseph von Eichendorff

Mit meinem Saitenspiele,
Das schön geklungen hat,
Komm ich durch Länder viele
Zurück in diese Stadt.
 
Ich ziehe durch die Gassen,
So finster ist die Nacht,
Und alles so verlassen,
Hatt's anders mir gedacht.
 
Am Brunnen steh ich lange,
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Der rauscht fort, wie vorher,
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Kommt mancher wohl gegangen,
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Es kennt mich keiner mehr.
 
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Da hört ich geigen, pfeifen,
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Die Fenster glänzten weit,
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Dazwischen drehn und schleifen
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Viel fremde, fröhliche Leut.
 
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Und Herz und Sinne mir brannten,
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Mich trieb's in die weite Welt,
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Es spielten die Musikanten,
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Da fiel ich hin im Feld.

(„Rückkehr“ von Joseph von Eichendorff ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.3 KB) zur Unterstützung an.)

Joseph von Eichendorff wurde am 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor (Oberschlesien) geboren. Er verstarb am 26. November 1857 in Neisse (Oberschlesien). Eichendorff war ein bedeutender Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik. Er zählt mit etwa fünftausend Vertonungen zu den meistvertonten deutschsprachigen Lyrikern und ist auch als Prosadichter (Aus dem Leben eines Taugenichts) bis heute gegenwärtig.

Das Gedicht „Rückkehr“ ist den Jahren 1810 bis 1812 entstanden. Veröffentlicht wurde es erstmals im Jahr 1837 im Gedichtband „Wanderlieder“. Vorsicht ist geboten, da es von Eichendorff ein zweites Gedicht ebenfalls mit dem Titel „Rückkehr“ gibt.

Die erste Strophe des Gedichtes von Joseph Eichendorff beschreibt nüchtern die Rückkehr eines Musikers in seine Heimatstadt. Im Vordergrund stehen dabei Hinweise auf seine Erfolge, die er erzielt hat. Er ist „durch Länder viele“ (Vers 3) gereist und kann nun anscheinend zu Recht von sich sagen, dass sein Saitenspiel „schön geklungen“ (Vers 2) hat.

Die zweite Strophe offenbart einen Kontrast. Einsamkeit und Finsternis werden als negativ empfunden und die eigene Enttäuschung wird hervorgehoben. Wir erfahren, dass er in der Nacht zurück in seine Heimat kommt. Wenn er durch die Gassen zieht, hat man zwar den Eindruck, dass es seine ursprüngliche Heimatstadt ist, er jetzt aber keine Bleibe mehr hat. Finster ist daher wahrscheinlich nicht nur die Nacht, sondern womöglich auch sein Gemüt. Der wiederkehrende Musikant beschreibt die Stadt als verlassen, womöglich fühlt er sich selbst aber auch von der Stadt verlassen.

Die dritte Strophe beginnt mit einem typischen Ort in der Epoche der Romantik, dem Brunnen (Vers 9). Der Brunnen hat sich im Laufe der Zeit nicht verändert. Sehr wohl aber die Menschen, die am Brunnen vorbeigehen. Auffallend an der Strophe ist die Perspektive: Die Menschen kennen das lyrische Ich offensichtlich nicht mehr. Es entsteht der Eindruck eines Vorwurfs, der zur oben angesprochenen Finsternis passt. Der rauschende Brunnen ist im Übrigen eine häufig auftretende Requisite in Eichendorffs Werken. Der Brunnen steht im Gedicht dafür, was dem Musikanten in der Stadt bekannt ist, also beispielsweise Bauwerke. Es symbolisiert aber gleichzeitig das Vergehen der Zeit und die Veränderungen, die damit Einzug in die Stadt genommen haben. Er wird zum Fremden in seiner Heimatstadt. Dabei ist es aber wichtig zu unterscheiden, nicht die Stadt ist ihm fremd geworden. Sondern er ist der Stadt fremd geworden. Die Stadt hat ihn vergessen, er ist heimatlos geworden. Eichendorff thematisiert hier die Entwurzelung eines Menschen. In den Gedichten „Die Heimat“ oder „In der Fremde“ findet man diese Thematik ebenfalls aufgegriffen.

Erst die vierte Strophe setzt einen zunächst positiv klingenden Akzent. Es gibt Musik und hell glänzende Fenster, hinter denen offensichtlich Feste gefeiert werden. Es wird offenbar getanzt, aber auch hier sind es wieder „fremde“ Leute. Fremdheit wird im Vers 16 mit Fröhlichkeit verbunden. Diese Heiterkeit bestand bestimmt auch schon bevor er in die Welt hinausging. Damals war er Teil davon, heute schaut er nur zu.

Laute Feste entsprechen nicht dem, was in der Seele des lyrischen Ichs jetzt vorgeht. Das lyrische Ich möchte nicht tanzen, lieber möchte es im kleinen Kreis am Brunnen seine eigene Musik machen. Es möchte vor Leuten spielen, die ihm nicht fremd sind.

Die fünfte und letzte Strophe beschreibt dann die abschließende Reaktion des lyrischen Ichs auf diese spezielle Erfahrung der Rückkehr. Das lyrische Ich kommt in eine Stimmung, die romantisch angehaucht ist. Das lyrische Ich betont seine erneute Lust auf die „weite Welt“. Die „weite Welt“ ist ein typisches Motiv für die Romantik. Es flammt Sehnsucht auf. Sehnsucht nach der Stadt, in der er kein Fremder ist. Ihm wird bewusst, dass er diese Stadt, seine Heimatstadt, an die Vergangenheit verloren hat. Entsprechend triebt es ihn nun wieder heraus aus der Stadt, soweit es nur geht. Es treibt ihn so panisch an, dass er über seine eigenen Füße stolpert. Er befindet sich noch in Hörweite zu seiner alten Heimat, von der weiten Welt ist er noch weit entfernt. Sein Blick auf die weite Welt, hat sich seit dem er weiß, dass er keine Heimat mehr hat, ebenfalls verändert.

Eine andere Deutungsmöglichkeit wäre, dass diese zweite Rückkehr, nämlich in die „weite Welt“, nicht gut ausgeht. Die letzte Zeile „Da fiel ich hin im Feld“ könnte auch vermuten lassen, dass es sich nicht nur um ein Stolpern handelt, sondern dass damit vielmehr der Tod in einer Schlacht gemeint ist.

Im Gedicht fallen zahlreiche romantische Motive auf. Motive wie die Heimkehr, die Musik, Finsternis und Einsamkeit sind typisch für die genannte Literaturepoche. Die letzten beiden Motive sind dabei negativ belegt.

Bei „Rückkehr“ handelt es sich um ein Gedicht, das man von Eichendorff in dieser Art nicht erwarten würde.

Eichendorffs Lyrik gehört zu den meistgelesenen Texten der romantischen deutschen Dichtung. Sie verfügt über einen schmalen Vorrat an Motiven und zeichnet sich mit ihrer Mischung aus wiederkehrenden lyrischen Formeln und symbolischen Elementen von magischer Kraft durch einen schwer zu fassenden und doch spezifisch deutschen Ton aus. Inhaltlich eignet ihr ein konservatives Element, der melancholische Wunsch, zu bewahren und aus der Erinnerung zu rufen, was in ferner Kindheit und verlorener Heimat liegt. Prägendes Motiv vieler Gedichte Eichendorffs ist die Sehnsucht, der die Bewegung des Wanderns in eine unbestimmte Ferne entspricht. Hinter dem unbeschwerten und fröhlichen Ton stehen oft Wehmut, Gedanken an Abschied und Tod oder die Trauer über einen Verlust.

Dieses Video wurde auf YouTube veröffentlicht.

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