Abendphantasie von Friederike Brun

Süsses Bild,
Schwebst mir vor mit leisem Sehnen!
Klagst mit wehmutsvollen Thränen,
Tief in Trauerflor verhüllt.
 
Wonnezeit!
Ach! Umstralt von Frühlingsmilde,
Froh in Tempe’s Lichtgefilde,
Lebt’ ich Dir, o Zärtlichkeit!
 
Thränen fließt!
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Thauend, wie die kleine Quelle
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Rieselnd, perlend, Well’ an Welle
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Ueber Blumen sich ergießt.
 
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Alles schweigt!
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Kaum, daß in des Westes Flüstern,
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Unterm Schattendach des düstern
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Tannenhains, der Halm sich beugt.
 
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Holder Traum!
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Fliehe nicht auf Rosenflügeln;
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Weile an des Baches Spiegeln,
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Suche nicht des Aethers Raum.
 
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Es entschwand! …
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So entfloh vor Psyches Kusse
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Amor, da mit holdem Gruße
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Sie; Geliebter! ihn genannt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Abendphantasie“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1795
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Abendphantasie“ wurde von Friederike Brun geschrieben. Das lyrische Ich spricht in diesem Gedicht über eine süße Erinnerung und Sehnen, die von Trauer und Wehmut begleitet ist. Es erinnert sich an eine Zeit der Zärtlichkeit und Liebe, als es in froher Frühlingsstimmung in Tempe's Lichtgefilde lebte. Jetzt weint es Tränen, die wie eine kleine Quelle über Blumen fließen.

Trotz der Trauer um die vergangene Zeit, findet das lyrische Ich in der Abendphantasie Trost. Es fordert den Traum auf, nicht zu fliehen, sondern an den Uferbänken des Baches zu verweilen. Es erinnert sich daran, dass genau wie Psyches Kuss Amor veranlasst hat, zu entfliehen, auch diese Erinnerung letztendlich verblassen wird.

Die Sprache im Gedicht ist sehr symbolisch und poetisch, was es für Schüler schwieriger machen könnte es zu verstehen. Jedoch zeigt das Gedicht auf, dass unsere Erinnerungen uns trösten können – selbst wenn sie traurig sind – und dass sie letztendlich verblassen werden.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Abendphantasie“ ist Friederike Brun. Im Jahr 1765 wurde Brun in Gräfentonna geboren. Im Jahr 1795 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Zürich. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Klassik zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 96 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Friederike Brun ist auch die Autorin für das Gedicht „Bey Münters Grabe“, „Chamounix beym Sonnenaufgange“ und „Das Bild der Sehnsucht“. Zur Autorin des Gedichtes „Abendphantasie“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 58 Gedichte vor.

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