Wiedersehen von Ada Christen

Ich hatt' ihn lang nicht mehr gesehen
Und mich beinahe todt gesehnt;
Ich kam zurück zu ihm
Und habe mich glücklich gewähnt.
 
Drei Stunden stand ich vor dem Thor
Im Regen pudelnaß
Und holte mir einen Schnupfen
Und Husten so zum Spaß.
 
In später Nacht kam er nach Haus
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Und sah mich im Mondenschein;
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Erzählte, er habe Kopfweh
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Von schlechtem Ofnerwein.
 
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Dann sprach er von seinem Windspiel,
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Daß es kein schön'res gibt;
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Und dann von einer Todten,
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Die er vor Zeiten geliebt.
 
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Und plaudernd ging er zu Bette
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Und schlief sehr bald auch ein;
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Ich aber mußte noch lange,
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Sehr lange wach noch sein.
 
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Der Mond schien still durch's Fenster,
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Goß über den Schläfer sein Licht
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Und sah, wie ich weinend küßte
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Des blassen Mannes Gesicht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Wiedersehen“

Autor
Ada Christen
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
126
Entstehungsjahr
1839 - 1901
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht stammt von der österreichischen Schriftstellerin Ada Christen, die im 19. Jahrhundert lebte und arbeitete. Sie ist bekannt für ihre Gedichte, die soziale Themen und die Rolle der Frau in der Gesellschaft thematisieren.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht „Wiedersehen“ von einer emotionalen Wiederbegegnung zwischen dem lyrischen Ich und einer anderen, männlichen Person, möglicherweise einer früheren Liebesbeziehung. Die Bitterkeit und Enttäuschung des lyrischen Ichs ist spürbar und erzeugt ein Gefühl von Empathie beim Leser.

Das Gedicht erzählt die Geschichte einer Frau, die sich nach einem Mann sehnt, zu dem sie offensichtlich eine emotionale Bindung hat. Sie wartet geduldig auf ihn, trotz widriger Umstände wie Kälte und Regen, nur um von seiner Gleichgültigkeit und Vernachlässigung enttäuscht zu werden. Das lyrische Ich ist verletzt, als der Mann, abgelenkt durch Kopfschmerzen und sein Haustier, ins Bett geht und einschläft, während sie wach bleibt, emotional aufgewühlt und weinend. Ihre tiefe Liebe und Erwartung stehen in starkem Kontrast zu seiner Teilnahmslosigkeit und Ablenkung.

Das Gedicht ist in sechs gleich lange Strophen aufgeteilt, jede mit vier Versen. Die Sprache ist relativ einfach und direkter Natur, was auf die Einfachheit und Direktheit der Gefühle und Situationen hinweist, die das lyrische Ich erfährt. Es gibt keinen bestimmten Reimschema, was zur verzweifelten Stimmung des Gedichts beiträgt. Trotz der Einfachheit der Sprache ist das Gedicht voller tiefer Emotionen und erzeugt eine starke Wirkung beim Leser. Es gibt einen starken Kontrast zwischen der äußeren Realität der Situation, wie sie das lyrische Ich erlebt, und den inneren Gefühlen und Wahrnehmungen, die es hat. Dies ergibt ein melancholisches, fast tragisches Bild von unerwiderter Liebe und tiefem Schmerz.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wiedersehen“ der Autorin Ada Christen. Geboren wurde Christen im Jahr 1839 in Wien. Das Gedicht ist in der Zeit von 1855 bis 1901 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 126 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Die Dichterin Ada Christen ist auch die Autorin für Gedichte wie „Auf den Bergen“, „Belle Helène!“ und „Biedere Hausfrauen“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Wiedersehen“ weitere 81 Gedichte vor.

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