Auf dem Meere von Ada Christen

Ausgetobt die wilden Stürme,
Heiter, friedlich glänzt das Meer,
Nichts erinnert an die Kämpfe,
Todesseufzer bang und schwer. –
 
Eine Kapsel, fest verschlossen
Schaukelt auf dem weißen Schaum
Und der Fischer, sorglos singend
Wirft sie in des Schiffleins Raum.
 
Ist die Kapsel erst zerbrochen,
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Liest er von dem gelben Blatt –
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Wie viel Schätze, Glück und Leben
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Jüngst das Meer verschlungen hat,
 
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Liest, was eines Menschenkindes
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Todgeweihte Hand noch schrieb,
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Als der Sturm das Fahrzeug näher –
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Näher stets dem Abgrund trieb ....
 
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Und so gleichet dieses Büchlein
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Jener Kapsel, die zum Strand,
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Schon versinkend, hülflos schleudert
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Eine todgeweihte Hand. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Auf dem Meere“

Autor
Ada Christen
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1870
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf dem Meere“ wurde von Ada Christen verfasst, einer österreichischen Schriftstellerin, die von 1839 bis 1901 lebte. Damit kann das Gedicht in die Epoche von Naturalismus und Realismus eingeordnet werden, welche sich durch eine detailgenaue und objektive Beschreibung der Realität auszeichnen.

Mein erster Eindruck ist, dass das Gedicht eine ruhige und nachdenkliche Atmosphäre erzeugt, die durch die Darstellung des Meeres nach einem Sturm und der gefundenen Kapsel entsteht. Die Kapsel und ihr Inhalt scheinen eine Metapher für ein Geheimnis oder eine verborgene Geschichte zu sein, die ans Licht kommt.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht eine Szene auf dem Meer nach einem Sturm, in der ein Fischer auf dem Meer eine Kapsel findet. Er bringt die Kapsel auf sein Schiff und bricht sie auf. In ihr findet er eine Botschaft, verfasst von einer dem Tod geweihten Person, die von den Schrecken des Sturms und dem bevorstehenden Untergang ihres Schiffs berichtet. Das Gedicht endet mit einer Metapher, in der das Büchlein mit der Kapsel verglichen wird, die von der dem Tod geweihten Person in der Hoffnung auf Rettung ans Ufer geworfen wurde.

Das lyrische Ich scheint durch die Darstellung des Fischers und der Kapsel auf die Vergänglichkeit des Lebens und die Notwendigkeit, Geschichten zu erzählen und zu bewahren, hinzuweisen. Die Kapsel und das Büchlein werden als Mittel zur Übermittlung und Bewahrung von Geschichten und Erinnerungen dargestellt.

Die Form des Gedichts ist recht einfach gehalten, mit vierzeiligen Strophen, und es bedient sich eines klaren, beschreibenden Stils. Der Einsatz der Sprache ist detailliert und bildhaft, es werden Metaphern und Vergleiche verwendet, um die Handlung und die Emotionen der Charaktere zu vermitteln. Die Sprache und der Rhythmus des Gedichts tragen zur Schaffung der ruhigen und nachdenklichen Stimmung bei. Es lässt sich bemerken, dass der Fokus auf der Geschichte und den Gefühlen liegt, die sie hervorruft, was typisch für die Literatur des Realismus ist.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Auf dem Meere“ ist Ada Christen. Im Jahr 1839 wurde Christen in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1870 zurück. Hamburg ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 96 Worte. Weitere Werke der Dichterin Ada Christen sind „Abendbild“, „Allein!“ und „Alte Feinde“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Auf dem Meere“ weitere 81 Gedichte vor.

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