Am Teich von Ada Christen
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Ich kenne dich, du schwarzer Teich, |
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Genau weiß ich den Tag, |
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Als eine Todte still und bleich |
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An deinem Rande lag; |
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Und als der Pöbel scheu und stumm |
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Sich langsam nahte dir |
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Und abergläubig, feig und dumm |
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Bekreuzte sich vor ihr; |
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Als eine Hand den schönen Leib |
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Mit Haken an sich riß – |
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Der rohe Hauf’ das todte Weib |
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Ein gottverdammtes hieß. – |
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Das starre Antlitz hold und bleich, |
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Schaut’ ich so manche Nacht, |
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In schwarzen Stunden, schwarzer Teich, |
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Hab’ oft ich dein gedacht. |
Details zum Gedicht „Am Teich“
Ada Christen
1
16
82
1870
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Am Teich“ wurde von Ada Christen verfasst, einer österreichischen Dichterin, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte. Ihr Schaffen fällt in die Epoche des Realismus.
Schon beim ersten Lesen fällt der düstere, unheimliche Charakter des Gedichts auf. Wir begegnen einem schwarzen Teich, der für den Tod steht, zumal hier eine tote Frau gefunden wurde.
Im Inhalt des Gedichts berichtet das lyrische Ich von einer persönlichen Erfahrung. Es erzählt von einem Tag, an dem eine tote Frau an einem Teich gefunden wurde. Die Anwesenden, der „Pöbel“, reagieren mit Scheu und Aberglauben auf dieses Ereignis. Sie bekreuzigen sich vor der toten Frau, die von einer unbekannten Hand mit einem Haken aus dem Wasser gezogen wurde. Letztlich wird die Frau vom „rohen Haufen“, also vermutlich den Dorfbewohnern, verdammt. Diese Erfahrung scheint das lyrische Ich jedoch nicht abzuschrecken, sondern zieht sie in ihren dunkelsten Stunden immer wieder zum Teich zurück, so als würde es nachdenken oder trauern.
Formal besteht das Gedicht aus vier Quartetten, was einer klassischen Gedichtform entspricht. Inhaltlich ähnelt es einem Bericht, die Sprache ist einfach und direkt, aber dennoch poetisch, vor allem durch die wiederholte Metaphorik des „schwarzen Teichs“.
Die düstere Atmosphäre und die schaurigen Bilder heben das Gedicht dabei von anderen ihrer Zeit ab und thematisieren auf eindringliche Weise die soziale Härte und den Aberglauben des 19. Jahrhunderts sowie die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Es scheint, als ob das lyrische Ich sowohl die verurteilte tote Frau als auch die ignorante, verachtende Masse anklagt und zugleich seiner eigenen Dunkelheit Ausdruck verleiht. Dabei lässt Ada Christen in ihrem Gedicht gekonnt Realität und Metaphorik verschmelzen.
Weitere Informationen
Die Autorin des Gedichtes „Am Teich“ ist Ada Christen. Im Jahr 1839 wurde Christen in Wien geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1870. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 82 Worte. Ada Christen ist auch die Autorin für das Gedicht „Auf Ruinen“, „Auf dem Meere“ und „Auf den Bergen“. Zur Autorin des Gedichtes „Am Teich“ haben wir auf abi-pur.de weitere 81 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Ada Christen sind auf abi-pur.de 81 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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