Epilog von Ada Christen
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Und sie beugt sich zähneknirschend, |
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Aber seht, sie beugt sich doch! |
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Und sie trägt mit dumpfen Schweigen |
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Jahre lang das schwere Joch. |
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Sie versteht, ermißt ihr Elend |
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Ihren Jammer, ihre Schmach; |
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Sie erkennt, was sie verbrochen |
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Und was man an ihr verbrach. |
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Und sie rüttelt an den Ketten |
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Fürchtet nicht, das sie sie bricht: |
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Denn sie beugt sich zähneknirschend |
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Und - sie jammert ein Gedicht. |
Details zum Gedicht „Epilog“
Ada Christen
3
12
65
1839 - 1901
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Epilog“ wurde von Ada Christen geschrieben, die von 1839 bis 1901 lebte. Damit fällt das Gedicht in die Epoche des Realismus und des beginnenden Naturalismus.
Beim ersten Lesen wirkt das lyrische Ich in dem Gedicht sehr belastet und zeigt einen starken inneren Kampf. Das Gedicht öffnet sich mit der Darstellung dieser inneren Zerrissenheit in den ersten Versen und endet in einer traurigen Konklusion. Man spürt die Verzweiflung und Frustration, die in jeder Zeile deutlich ausgedrückt wird.
Inhaltlich geht es um eine Figur, wahrscheinlich eine Frau, die mit großer Anstrengung eine schwere Last, ein „schweres Joch“, trägt. Sie leidet unter ihrer Situation und erkennt, dass sie sowohl Fehler gemacht hat („was sie verbrochen“), als auch Unrecht erlitten hat („was man an ihr verbrach“). Das lyrische Ich ist voller Emotionen, fühlt sich gefangen und versucht ihre Ketten zu brechen. Schlussendlich ist ihr jedoch nur die Möglichkeit gegeben, ihr Leid durch ein Gedicht Ausdruck zu verleihen.
Das Gedicht ist in drei Vierzeiler-Strophen mit dem Reimschema ABAB organisiert. Diese strenge Struktur spiegelt die Unterdrückung und das Gefühl von Fesseln wider, die die Protagonistin des Gedichts zu spüren scheint. Die Sprache ist geprägt von starken, emotional geladenen Worten, die das Leid und die Qual des lyrischen Ichs ausdrücken, wie zum Beispiel „zähneknirschend“, „dumpfen Schweigen“, „Elend“, „Jammer“, „Schmach“ und „Ketten“. Durch die Wiederholung des Ausdrucks „und sie beugt sich zähneknirschend“ in der ersten und der dritten Strophe und das Ende des Gedichts mit „sie jammert ein Gedicht“ wird der Eindruck von Zwang und Unterdrückung noch verstärkt.
Im Sinne des beginnenden Naturalismus könnte das Gedicht als Kritik an der unterdrückten Stellung der Frau in der Gesellschaft verstanden werden, die trotz ihres eigenen Schmerzes und ihrer Frustration keine Möglichkeit zur Befreiung sieht, außer in der Kunst. Diese Interpretation wäre durch die Biografie Ada Christens gestützt, die bekannt dafür war, in ihren Werken die Rolle der Frau zu thematisieren und Mitleid und Empathie für das Los der Frau in ihrer Gesellschaft zu fordern.
Weitere Informationen
Ada Christen ist die Autorin des Gedichtes „Epilog“. Geboren wurde Christen im Jahr 1839 in Wien. In der Zeit von 1855 bis 1901 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 65 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Ada Christen ist auch die Autorin für das Gedicht „Allein!“, „Alte Feinde“ und „Altes Lied“. Zur Autorin des Gedichtes „Epilog“ haben wir auf abi-pur.de weitere 81 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Ada Christen sind auf abi-pur.de 81 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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