Erleuchtung von Heinrich Heine

Michel! fallen dir die Schuppen
Von den Augen? Merkst du itzt,
Daß man dir die besten Suppen
Vor dem Maule wegstibitzt?
 
Als Ersatz ward dir versprochen
Reinverklärte Himmelsfreud'
Droben, wo die Engel kochen
Ohne Fleisch die Seligkeit!
 
Michel! wird dein Glaube schwächer
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Oder stärker dein App'tit?
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Du ergreifst den Lebensbecher,
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Und du singst ein Heidenlied!
 
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Michel! fürchte nichts und labe
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Schon hienieden deinen Wanst,
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Später liegen wir im Grabe,
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Wo du still verdauen kannst.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Erleuchtung“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1797 - 1856
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Erleuchtung“ wurde von Heinrich Heine, einem bedeutenden deutschen Dichter der Romantik und Vormärz, verfasst. Heine lebte von 1797 bis 1856, folglich stammt das Gedicht aus dem 19. Jahrhundert, einer Zeit großer politischer und gesellschaftlicher Veränderungen und Unruhen in Deutschland und Europa.

Auf den ersten Blick fällt eine direkte, fast spöttische Ansprache auf, die das Gefühl erweckt, Heine erziehe im bewährten Sinne den „Michel“. Der „Michel“ ist ein Stereotyp des deutschen Bürgers, der als gutgläubig und leichtgläubig dargestellt wird.

Grundlegend spricht das lyrische Ich 'Michel' an und konfrontiert ihn mit der Tatsache, dass ihm materielle und sinnliche Freuden des Lebens vorenthalten und stattdessen himmlische Belohnungen in der Zukunft versprochen werden. Das lyrische Ich stellt die Frage, ob 'Michel' sich dieser Ungerechtigkeit bewusst ist, und ob er aufgrund seines geschwächten Glaubens oder wachsenden Verlangens, aus dem Becher des Lebens zu trinken, ein Heidenlied singt. Am Ende des Gedichts wird 'Michel' ermutigt, ohne Furcht die Freuden des Lebens zu genießen, da der Tod unvermeidlich ist.

Formal betrachtet besteht das Gedicht aus vier Vierzeilern, was eine einfache Form und Struktur impliziert. Die Sprache, in der das Gedicht geschrieben ist, ist relativ unkompliziert und leicht verständlich, was die Allgemeingültigkeit und Zugänglichkeit der Botschaft unterstreicht.

Zur Interpretation: Heine greift in diesem Gedicht die religiöse Vorstellung einer Belohnung im Himmel an und kritisiert die gesellschaftliche Norm, weltliche Freuden zu meiden, nur um in einem Jenseits belohnt zu werden, das möglicherweise nicht existiert. Er fordert 'Michel' auf, seinen Glauben und seine Lebenseinstellung zu überdenken, sich seiner sterblichen Natur bewusst zu sein und sein Leben voll auszukosten. Es ist eine Kritik am Dogmatismus und an einer unkritischen Einstellung. Es verbindet auch die Themen von Religion, Mortalität und kurzlebigem irdischen Vergnügen und betont die Wichtigkeit, das Leben in vollen Zügen zu genießen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Erleuchtung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Im Zeitraum zwischen 1813 und 1856 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 74 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Ach, ich sehne mich nach Thränen“, „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“ und „Ahnung“. Zum Autor des Gedichtes „Erleuchtung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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