Als ich, auf der Reise, zufällig von Heinrich Heine

Als ich, auf der Reise, zufällig
Meines Liebchens Familie fand,
Schwesterchen, Vater und Mutter,
Sie haben mich freudig erkannt.
 
Sie fragten nach meinem Befinden,
Und sagten selber sogleich:
Ich hätte mich gar nicht verändert,
Nur mein Gesicht sey bleich.
 
Ich fragte nach Muhmen und Basen,
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Nach manchem langweil’gen Gesell’n,
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Und nach dem kleinen Hündchen,
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Mit seinem sanften Bell’n.
 
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Auch nach der vermählten Geliebten
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Fragte ich nebenbei;
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Und freundlich gab man zur Antwort:
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Daß sie in den Wochen sey.
 
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Und freundlich gratulirt’ ich,
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Und lispelte liebevoll:
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Daß man sie von mir recht herzlich
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Viel tausendmal grüßen soll.
 
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Schwesterchen rief dazwischen:
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Das Hündchen, sanft und klein,
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Ist groß und toll geworden,
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Und ward ertränkt, im Rhein.
 
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Die Kleine gleicht der Geliebten,
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Besonders, wenn sie lacht;
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Sie hat dieselben Augen,
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Die mich so elend gemacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Als ich, auf der Reise, zufällig“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
135
Entstehungsjahr
1823–1824
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Als ich, auf der Reise, zufällig“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem deutschen Dichter der Romantik, der von 1797 bis 1856 lebte.

Interessanterweise beschreibt dieses Gedicht eine zufällige Begegnung des lyrischen Ichs mit der Familie seiner ehemaligen Geliebten auf einer Reise. Ebenso zufällig und zwanglos, wie das lyrische Ich nach dem Befinden der Familie und nach bestimmten Personen und sogar nach dem Haustier, einem kleinen Hund, fragt, erkundigt es sich schließlich auch nach seiner ehemaligen Geliebten. Dabei erfährt es, dass sie verheiratet und schwanger ist.

Das lyrische Ich reagiert überraschend gelassen auf diese Neuigkeit, gratuliert freundlich und bittet um Grüße. Erst als das Schwesterchen dazwischenruft, dass der einst kleine und sanfte Hund mittlerweile groß, wild und im Rhein ertränkt worden ist, wird dem Leser klar, dass auch das lyrische Ich möglicherweise eine Transformation durchgemacht hat. Die letzten Verse offenbaren schließlich, dass das lyrische Ich noch immer unter der Trennung leidet, da die Schwester seiner ehemals Geliebten dieselben Augen hat, die ihn einst „so elend gemacht“ haben.

Heine nutzt in diesem Gedicht eine eher einfache Sprache und eine traditionelle Reimform, was für seine Zeit typisch war. Jede der sieben Strophen besteht aus vier Versen, die im Kreuzreim verfasst sind. Doch obwohl das Gedicht formal eher klassisch daherkommt, zeigt es doch Heines typische Ironie und seinen feinen Sinn für die Tragödie des alltäglichen Lebens. Die Tatsache, dass das lyrische Ich zufällig auf die Familie seiner einstgeliebten trifft, und auch seine scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber ihrer neuen Lebenssituation, verdeutlichen Heines Fähigkeit, komplexe emotionale Zustände in alltägliche Begegnungen zu verpacken.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Als ich, auf der Reise, zufällig“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1824 ist das Gedicht entstanden. Hamburg ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 135 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Die Gedichte „Alte Rose“, „Altes Lied“ und „Am Golfe von Biskaya“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Als ich, auf der Reise, zufällig“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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