Abenddämmerung von Heinrich Heine

Am blassen Meeresstrande
Saß ich gedankenbekümmert und einsam.
Die Sonne neigte sich tiefer, und warf
Glührothe Streifen auf das Wasser,
Und die weißen, weiten Wellen,
Von der Fluth gedrängt,
Schäumten und rauschten näher und näher –
Ein seltsam Geräusch, ein Flüstern und Pfeifen,
Ein Lachen und Murmeln, Seufzen und Sausen,
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Dazwischen ein wiegenliedheimliches Singen –
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Mir war als hört’ ich verscholl’ne Sagen,
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Uralte, liebliche Mährchen,
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Die ich einst, als Knabe,
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Von Nachbarskindern vernahm,
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Wenn wir am Sommerabend,
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Auf den Treppensteinen der Hausthür,
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Zum stillen Erzählen niederkauerten,
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Mit kleinen, horchenden Herzen
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Und neugierklugen Augen; –
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Während die großen Mädchen,
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Neben duftenden Blumentöpfen,
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Gegenüber am Fenster saßen,
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Rosengesichter,
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Lächelnd und mondbeglänzt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Abenddämmerung“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
1825–1826
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

In „Abenddämmerung“ von Heinrich Heine wird ein nostalgisches Gefühl beschrieben, das beim Anblick des Meeres bei abendlicher Dämmerung entsteht. Der Sprecher sitzt allein am Strand und beobachtet, wie die Sonne ihre glühroten Streifen auf das Wasser wirft. Die weißen Wellen nähern sich dem Strand, untermalt von einer seltsamen Geräuschkulisse, die in ihm Erinnerungen an seine Kindheit wachruft. Er hört alte Märchen, die er schon als Kind in Sommerabenden von anderen Kindern gehört hat, als sie im Schatten der Haustür miteinander erzählten und die großen Mädchen am Fenster sitzend, in lächelnden rosengesichtigen Gesichtern bei Mondlicht.

Hier betont Heine die Kraft der Erinnerung und die Bedeutung des Vergangenen. Der Erzähler spürt eine Sehnsucht in sich, die tiefer reicht als seine eigene Zeit und ihn zu seiner Kindheit zurückbringt, zu einem Land aus Märchen, voller Wunder und unbeschreiblicher Vorfreude. Gleichzeitig schwingt aber auch Wehmut mit, denn er spürt, dass die Begegnung mit dem eigenen Erinnern ein Moment ist, der nur kurz ist und schnell wieder vorbei sein wird.

Heine macht deutlich, dass Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschmelzen und ein unsterbliches Gefühl von Freude und Sehnsucht erzeugen. Es ist ein wichtiges Gedicht, das uns dazu auffordert, die Schönheit und Bedeutung des Vergangenen zu erkennen und zu schätzen. Es ist auch ein Gedicht, das uns dazu inspiriert, unser eigenes Leben zu leben und für die Momente zu danken, die uns Freude und Inspiration schenken.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Abenddämmerung“ ist Heinrich Heine. Im Jahr 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. 1826 ist das Gedicht entstanden. Hamburg ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 107 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 24 Versen. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Ach, die Augen sind es wieder“, „Ach, ich sehne mich nach Thränen“ und „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Abenddämmerung“ weitere 535 Gedichte vor.

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