Unser Grab erwärmt der Ruhm von Heinrich Heine

Unser Grab erwärmt der Ruhm.
Torenworte! Narrentum!
Eine beßre Wärme gibt
Eine Kuhmagd, die verliebt
Uns mit dicken Lippen küßt
Und beträchtlich riecht nach Mist.
Gleichfalls eine beßre Wärme
Wärmt dem Menschen die Gedärme,
Wenn er Glühwein trinkt und Punsch
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Oder Grog nach Herzenswunsch
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In den niedrigsten Spelunken,
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Unter Dieben und Halunken,
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Die dem Galgen sind entlaufen,
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Aber leben, atmen, schnaufen,
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Und beneidenswerter sind
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Als der Thetis großes Kind
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Der Pelide sprach mit Recht:
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»Leben wie der ärmste Knecht
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In der Oberwelt ist besser,
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Als am stygischen Gewässer
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Schattenführer sein, ein Heros,
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Den besungen selbst Homeros.«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Unser Grab erwärmt der Ruhm“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1797 - 1856
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Unser Grab erwärmt der Ruhm“ wurde von Heinrich Heine verfasst, der zwischen 1797 und 1856 lebte. Dies platziert das Gedicht zeitlich in die Ära der Romantik.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht zynisch und kritisch, vor allem aufgrund seiner rohen und provozierenden Sprache. Heine gilt als einer der wichtigsten Begründer des politischen Feuilletons und dieser kritische, schon fast spöttische Ton ist auch in dem Gedicht auffindbar.

Der Inhalt scheint eine Widerspiegelung der Absurdität und Wertlosigkeit von Ruhm zu sein, insbesondere nach dem Tod. Anstatt der gemeinhin verbreiteten Vorstellung, dass Ruhm nach dem Tod eine Art Wärme oder Trost gibt, stellt das lyrische Ich diese Idee in Frage und stellt zudem eher vulgäre Quellen von Wärme zur Debatte – eine verliebte Kuhmagd oder der Konsum von Alkohol in niederen Tavernen.

Die Aussage des lyrischen Ichs kann als eine Kritik an der glorifizierenden Kultur des Ruhms und Nachruhm verstanden werden. Es verherrlicht das Leben und zeigt, dass selbst ein Leben in Armut besser ist als ein ruhmreiches Leben nach dem Tod, wie auch die Worte des Helden Achill, Sohn von Thetis und dem sterblichen Peleus, unterstreichen. Heine könnte hier eine Parallele zu seinem eigenen Leben ziehen, in welchem er trotz seines Ruhmes oftmals Unzufriedenheit und Melancholie äußerte.

Die Sprache des Gedichts ist direkt und geradeheraus, sie scheut sich nicht vor der Verwendung vulgärer Bilder und drastischer Vergleiche. Sie trägt zur Ironie und zum sarkastischen Ton des Gedichts bei.

Formal folgt das Gedicht keiner strikten Versform oder einem rigorosen Reimschema. Vielmehr scheint Heine hier den freien Vers zu bevorzugen, was zu dem generell rebellischen und aufrührerischen Ton des Gedichts passt. Durch diese Freiheit in Form und Sprache unterstreicht Heine den Inhalt seiner Botschaft und kräftigt den Gedanken, dass das wirkliche, lebendige Leben wertvoller ist als jeder Ruhm nach dem Tod.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Unser Grab erwärmt der Ruhm“ ist Heinrich Heine. Heine wurde im Jahr 1797 in Düsseldorf geboren. In der Zeit von 1813 bis 1856 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 96 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 22 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Almansor“, „Als ich, auf der Reise, zufällig“ und „Alte Rose“. Zum Autor des Gedichtes „Unser Grab erwärmt der Ruhm“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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