Zorn von Ada Christen
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Reize mich nicht – o reize mich nicht! |
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Ich könnte sonst vergessen, |
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Wie viel ich thörichte Liebe für Dich |
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Und Selbstverleugnung besessen! |
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Ich könnte vergessen, was ich Dir galt |
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Und was ich um Dich gelitten, |
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Drum reize mich nicht – o reize mich nicht, |
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Zur Stunde kann ich noch bitten! |
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Doch wehe! wenn ich es nicht mehr kann, |
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Dann kenn’ ich kein Zögern und Schwanken, |
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Du weißt, wenn meine Lippe zuckt, |
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Dann morden die bösen Gedanken. |
Details zum Gedicht „Zorn“
Ada Christen
3
12
74
1870
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Zorn“ stammt von der österreichischen Schriftstellerin Ada Christen, die von 1839 bis 1901 gelebt hat. Somit fällt ihr Schaffen in die Epoche des Realismus.
Bereits beim ersten Eindruck wird deutlich, dass das lyrische Ich in einer emotional starken, vermutlich zwischenmenschlichen Auseinandersetzung steckt. Es ist ein lauter Appell an eine zweite, nicht näher spezifizierte Person - die vielleicht angedrohte oder bereits präsente Zornesausbrüche des lyrischen Ichs zu vermeiden.
Das lyrische Ich gibt einen Einblick in seinen aktuellen emotionalen Zustand: Es ist voller Zorn, der durch eine angedeutete Provokation gefüttert wird. Es spricht von vergangener Liebe und Selbstverleugnung und betont, welche Opfer es in der Vergangenheit auf sich genommen hat. In der zweiten Strophe wird dieses innere Leiden noch einmal betont und gleichzeitig eine letzte Warnung ausgesprochen, die Provokationen zu beenden. Im letzten Abschnitt schließlich, wird klar gemacht, dass diese Provokationen irgendwann einen Punkt erreichen können, an dem das lyrische Ich seine Beherrschung verliert - es dann keine Hemmungen mehr kennt und „böse Gedanken“ in ihm entstehen.
Das Gedicht besteht aus drei vierzeiligen Strophen im Kreuzreim, was eine gewisse Klarheit und Struktur hervorbringt. Die Sprache ist schlicht und direkt, wodurch eine eindringliche Atmosphäre erzeugt wird. Es verwendet jedoch auch bildliche Sprache („Dann morden die bösen Gedanken“) um die Intensität seiner Gefühle zu beschreiben. Es gibt einen deutlichen emotionalen Aufbau vom Ausdruck der Warnung in der ersten Strophe, über die Bitte in der zweiten, bis hin zur Androhung von Konsequenzen in der dritten Strophe, was alles zusammen den Eindruck einer tickenden Zeitbombe vermittelt.
Insgesamt stellt Ada Christen in „Zorn“ eine für ihre Zeit ungewöhnlich starke, eigenständige Frauenfigur dar. Ihre Hervorhebung des Emotionalen und Leidenschaftlichen und ihre offene Thematisierung des inneren Kampfes gegen gesellschaftliche Zwänge und eigene emotionale Grenzen machen sie zu einer bemerkenswerten Stimme in der Literatur ihrer Epoche.
Weitere Informationen
Die Autorin des Gedichtes „Zorn“ ist Ada Christen. Im Jahr 1839 wurde Christen in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1870 zurück. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 74 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Ada Christen ist auch die Autorin für das Gedicht „Am Teich“, „Asche“ und „Auf Ruinen“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Zorn“ weitere 81 Gedichte vor.
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