Zieh’ leis holder Afton von Robert Burns

Zieh’ leis, holder Afton, durch’s Blumenbett hier,
Zieh’ leise, ich sing’ Dir ein Liedchen dafür;
Es schlummert Maria am duftigen Saum –
Zieh’ leis, holder Afton, stör’ nicht ihren Traum.
 
Ihr Holztauben, die ihr durchgirret das Thal,
Ihr pfeifenden Amseln im Dornbusche all’,
Grünbrustiger Kibitz, ich mach’ dir’s zur Pflicht!
O störe den Schlaf meines Liebchens mir nicht. –
 
Wie luftig, o Afton, die Hügel und Höh’n,
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Wie weit sind die silbernen Bächlein zu seh’n;
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Dort wand’re ich jeglichen Mittag hinaus,
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Den Blick auf die Heerd’ und der Lieblichen Haus.
 
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Wie schön deine Ufer die Thäler umzieh’n,
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Wo wild in dem Waldgrund die Primeln dir blüh’n!
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So oft dort der Abend in Thautropfen weint,
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Beschattet die Birke uns Beide vereint.
 
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Dein murmelndes Wasser, wie klar sieht es aus!
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Wie windet es sich um der Lieblichen Haus!
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Wie kos’t deine Well’ um ihr schneeiges Bein,
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Wenn Blumen sie suchet, zu nahe am Rain! –
 
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Zieh’ leis, holder Afton, durch’s Blumenbett hier,
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Zieh’ leise, ich sing’ dir ein Liedchen dafür;
23 
Es schlummert Maria am duftigen Saum –
24 
Zieh’ leis, holder Afton, stör’ nicht ihren Traum! –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Zieh’ leis holder Afton“

Autor
Robert Burns
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
188
Entstehungsjahr
1791
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zieh’ leis holder Afton“ stammt von dem schottischen Dichter Robert Burns, der von 1759 bis 1796 lebte. Somit kann das Werk in die Epoche der Aufklärung bzw. in den Beginn der Romantik eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht angenehm ruhig und harmonisch. Es vermittelt eine entspannende Abendstimmung und Ausdrücke von Liebe und Zärtlichkeit. Bei genauerem Betrachten offenbart das Gedicht einen Inhalt von stiller und warmer Romantik, indem es eine abendliche Idylle eines beschaulichen Lebens in der Natur darstellt.

Das Hauptthema scheint die heimliche Liebe des lyrischen Ichs zu Maria zu sein. Dies zeigt sich in der ständigen Sorge des Lyrischen Ichs, Marias Schlaf nicht zu stören und in der liebevollen Beobachtung ihrer Aktivitäten. Der Autor drückt eine tiefe Verbundenheit mit der Natur aus, was mit der Romantik übereinstimmt, in der Natur oft als ein Mittel zur Darstellung von Gefühlen dient.

Bezüglich der Form besteht das Gedicht aus sechs gleich aufgebauten Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist durchweg bildhaft und poetisch, mit zahlreichen Adjektiven und Metaphern, die eine deutliche und lebendige Vorstellung der Szenerie bieten. Der konsequente Gebrauch von Imperativen, gerichtet an den Abend (Afton), die Natur und Tiere, verleiht dem Gedicht einen starken expressiven Charakter.

Zusammenfassend ist „Zieh’ leis holder Afton“ ein lyrisches Liebesgedicht, das die Stärke der Gefühle des lyrischen Ichs in einer harmonischen natürlichen Umgebung darstellt. Es reflektiert Merkmale der Romantik, wie die Schönheit und Macht der Natur, sowie die Dominanz persönlicher Gefühle und Erfahrungen.

Weitere Informationen

Robert Burns ist der Autor des Gedichtes „Zieh’ leis holder Afton“. 1759 wurde Burns in Alloway (Ayrshire) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1791 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 188 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Robert Burns sind „Beß und ihr Spinnrad“, „Da liegt der Hund begraben“ und „Das Auge voll Thränen“. Zum Autor des Gedichtes „Zieh’ leis holder Afton“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.

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