An Herrn Cunningham von Robert Burns

Nun lacht die Wiese, blüht der Dorn
In holder Frühlingszeit:
Das, sanft bewegte, grüne Korn
Sich milden Regens freut.
Die ganze Schöpfung trinkt mit Lust
Was Gott beschieden hat,
Nur ich allein, mit wunder Brust,
Geh’ auf der Sorge Pfad.
 
Das Fischlein in dem Silberbach,
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Schießt blitzend hin und her,
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Und fürchtet, unter schatt’gem Dach
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Des Anglers Kunst nicht sehr.
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Mein Leben war der Silberbach,
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Das Fischlein, das war ich,
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Doch Liebe, ach, hat nach und nach
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Verdorr’t den Quell und mich.
 
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Des kleinen Blümlein’s friedlich Loos,
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Dort an der Felsenwand,
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Das, außer Vögleins Liebgekos’,
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Wohl Störung nie gekannt,
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War meines – bis die Liebe auch
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Gebleichet meine Blum’;
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Nun kommt in ihrem heißen Hauch
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All’ meine Jugend um.
 
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Vom Schlaf die Lerche auf sich schwingt,
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In’s klare Blau hinein,
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Und thaubeglänzt ihr Liedchen singt
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Im Morgensonnenschein
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So fröhlich war ich und gesund
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Bis mich, mit blum’ger Schling’,
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Die Liebe, ach, in trüber Stund’,
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Zu meinem Unglück fing.
 
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Wär’ ich erzeugt in Grönlands Schnee,
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Im Afrikanerland;
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Nie hätte ich der Liebe Weh,
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Hätt’ Peggy nie gekannt.
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Der Mensch, deß Urtheil: „Hoff’ nicht mehr“
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Wer schildert seinen Schmerz!
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Die Brust ist krank und freudeleer,
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Gebrochen d’rin das Herz.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „An Herrn Cunningham“

Autor
Robert Burns
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
202
Entstehungsjahr
1795
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht wurde von Robert Burns geschrieben, einem schottischen Nationaldichter, der von 1759 bis 1796 lebte. Die Einordnung dieses Gedichts in sein Werk ist schwierig, da das genaue Schreibdatum nicht angegeben ist, aber es liegt im Kontext seiner romantischen und einfühlsamen Poesie gegen Ende des 18. Jahrhunderts.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht klar strukturiert mit einer festen Anzahl von Versen pro Strophe. Es nutzt eine Vielzahl von Naturmetaphern und vermittelt eine melancholisch bis traurige Stimmung im Kontext der Liebe.

Inhaltlich geht es um die Liebe und deren Auswirkungen auf das lyrische Ich. Die Natur dient dabei als Spiegel der inneren Landschaft und Emotionalität des lyrischen Ichs. Verschiedene Elemente der Natur werden ausgeführt, wie die Wiese, der Dorn, der Silberbach, und jeweils auf die eigene Situation oder Emotion des lyrischen Ichs bezogen. Das Gedicht handelt von verlorener Liebe und den damit verbundenen Schmerzen und Traurigkeit. Das lyrische Ich schildert, wie einst glücklich und unbeschwert es sich in der Welt bewegte, bis der Verlust der Geliebten - hier „Peggy“ genannt - all das überschattete.

Formal ist das Gedicht in vierzeilige Strophen eingeteilt, bestehend aus zwei Kreuzreimen. Das Metrum scheint regelmäßig, wodurch das Gedicht einen melodischen Fluß hat und die traurige Botschaft sanfter wirkt.

Die Sprache des Gedichts ist in einem gehobenen und altertümlichen Deutsch gehalten, das an Romantik und Tragik reich ist. Es steht voller Naturmetaphern und sinnlichen Beschreibungen, die sowohl Schönheit und Freude als auch Schmerz und Verlust hervorrufen. Darüber hinaus verwendet Burns eine Reihe von direkten Ansprachen und rhetorischen Fragen, um das Leid des lyrischen Ichs hervorzuheben und den Leser zu einem Gefährten seiner Traurigkeit zu machen.

Insgesamt ist Burn's Gedicht eine tiefgehende Reflexion über die Natur des Liebesleids, ausgedrückt durch reiche Natursymbolik und emotional aufgeladene Sprache. Trotz seiner dunklen Themen hat es doch eine gewisse Schönheit, sowohl in der Sprache als auch im Gefühl, das es offenbart.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An Herrn Cunningham“ ist Robert Burns. Im Jahr 1759 wurde Burns in Alloway (Ayrshire) geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1795. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 202 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Robert Burns sind „Da liegt der Hund begraben“, „Das Auge voll Thränen“ und „Das süße Liebchen“. Zum Autor des Gedichtes „An Herrn Cunningham“ haben wir auf abi-pur.de weitere 101 Gedichte veröffentlicht.

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