Wie ich dein Büchlein hastig aufgeschlagen von Heinrich Heine

Wie ich dein Büchlein hastig aufgeschlagen,
Da grüßen mir entgegen viel vertraute,
Viel goldne Bilder, die ich weiland schaute
Im Knabentraum und in den Kindertagen.
Ich sehe wieder stolz gen Himmel ragen
Den frommen Dom, den deutscher Glaube baute,
Ich hör’ der Glocken und der Orgel Laute,
Dazwischen klingt’s wie süße Liebesklagen.
Wohl seh’ ich auch wie sie den Dom umklettern,
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Die flinken Zwerglein, die sich dort erfrechen
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Das hübsche Blum- und Schnitzwerk abzubrechen.
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Doch mag man immerhin die Eich’ entblättern
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Und sie des grünen Schmuckes rings berauben, –
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Kommt neuer Lenz, wird sie sich neu belauben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Wie ich dein Büchlein hastig aufgeschlagen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
97
Entstehungsjahr
1817–1821
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts, genauer aus der Mitte dieses Jahrhunderts. Es lässt sich thematisch in die Romantikepoche einordnen, da es Aspekte der Natur, der Liebe, des Glaubens und des nostalgischen Rückblicks in den Fokus rückt.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass eine Art Erinnerung oder Nostalgie eine zentrale Rolle spielt. Der Sprecher fühlt sich durch das Aufschlagen eines Büchleins an seine Kindheit und Jugend sowie an vertraute Bilder und Empfindungen erinnert. Dabei spielen vor allem Themen wie Glaube, Musik, Liebe und Natur eine wesentliche Rolle.

Im Inhalt geht es darum, dass das „lyrische Ich“ ein Büchlein öffnet und dadurch in einen Zustand der Erinnerung versetzt wird. Die ersten acht Verse sind gefüllt von diesen Erinnerungen: sie enthalten Bilder aus der Kindheit und früheren Zeiten, die durch das Öffnen des Büchleins hervorgerufen werden. Vers 1 und 2 stellt das Motiv des Vertrauten und der Vergangenheit dar, Vers 3 und 4 den Verweis auf die Kindheit und Jugend. Im Mittelteil (Vers 5-8) taucht eine religiöse Komponente auf, der „fromme Dom“, eine Metapher für Glaube und Hoffnung, wird dargestellt. Vers 9 bis 14 beinhalten eine Art sozialkritische Bemerkung, in welcher das lyrische Ich „flinke Zwerglein“ beschreibt, die den Dom abbrechen. Doch trotz dieser destruktiven Aktionen bleibt das lyrische Ich hoffnungsvoll: So wie ein entlaubter Baum im Frühling neue Blätter hervorbringt, so wird auch der Dom seinen Glanz zurückerhalten.

Formal handelt es sich um ein Sonett mit vierzehn Versen, das in zwei Quartette und zwei Terzette unterteilt ist. Das Sonett folgt einem strengen Reimschema (abba abba cdc dcd), welches typisch ist für diese Gedichtform. Heines Sprache ist gekennzeichnet durch eine klare und einfache Ausdrucksweise, mit der er komplexe Bilder und Emotionen evoziert. Dabei benutzt er durchgängig einen eher traditionellen Versfuß, den Jambus, der insgesamt ein fließendes, leicht verständliches Lesen ermöglicht. Die Wortwahl ist schlicht und präzise, und erzeugt durch die Verwendung von Metaphern (u.a. Dom, Baubildern) eine Tiefe, die die Lesenden zur Reflexion anregt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Wie ich dein Büchlein hastig aufgeschlagen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1821 entstanden. In Hamburg ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 97 Worte. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Altes Lied“, „Am Golfe von Biskaya“ und „Am Kreuzweg wird begraben“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wie ich dein Büchlein hastig aufgeschlagen“ weitere 535 Gedichte vor.

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