Auf dem Friedhof von Heinrich Kämpchen
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Im Reich der Toten will ich mich ergehen, |
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Zum stillen Friedhof lenk’ ich meine Schritte – |
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Wie ist so wohl mir in der Gräber Mitte |
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Nun, wo die linden Frühlingslüfte wehen. |
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Auch hier ist Duft von blühenden Syringen |
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Und ihre Klagen schluchzet Philomele – |
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Und daß dabei auch der Kontrast nicht fehle, |
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Hör’ ich vom Dorfe helles Fiedelklingen. – |
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Dort tanzen sie, die Dirnen und die Buben, |
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Das Leben hat den Anfang erst genommen – |
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Hier ist zu seinem Ende es gekommen |
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Und ruht sich aus in festverschloss’nen Stuben. – |
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Auch sie, die jetzt hier schlafen bei Zypressen, |
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Sie haben einst gejauchzet und gesungen |
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Wie jene dort, die sich im Tanz geschwungen – |
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Auch jene werden schlafen und vergessen. – |
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Und wahrlich, wenn ich es so recht bedenke, |
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Und müßt’ ich wählen zwischen hier und drüben, |
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Ich wählte mir die stille Ruhstatt hüben, |
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Wohin ich jetzt schon meine Schritte lenke. – |
Details zum Gedicht „Auf dem Friedhof“
Heinrich Kämpchen
5
20
144
1909
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Auf dem Friedhof“ von Heinrich Kämpchen, geboren am 23. Mai 1847 und verstorben am 6. März 1912, kann also im Kontext des Spätrealismus in Deutschland verortet werden.
Der erste Eindruck dieses Gedichts ist eine tiefe, ernste, vielleicht sogar düstere Stimmung, da es auf einem Friedhof stattfindet. Es gibt jedoch auch Momente der Schönheit und Harmonie, die durch die Beschreibungen der Natur und Musik hervorgerufen werden.
Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Spaziergang des lyrischen Ichs auf einem Friedhof. Das lyrische Ich reflektiert über die Dualität von Leben und Tod, indem es den stillen Friedhof mit dem tanzenden und musizierenden Dorf vergleicht. Es scheint fast eine Art Frieden oder Befreiung in der Stille des Friedhofs zu finden und spielt mit dem Gedanken, dass auch die Lebhaften und Freudigen letztendlich vergessen und schlafen werden. Am Ende des Gedichts drückt das lyrische Ich eine Präferenz für die stille Ruhstatt aus und weist darauf hin, dass es bereits seine Schritte in diese Richtung lenkt, möglicherweise eine Anspielung auf die eigene Sterblichkeit.
Formal besteht das Gedicht aus fünf Vierzeilen-Strophen. Der Reimschema ist aabb, immens zu seinem stillen und reflektierenden Ton beiträgt.
Die Sprache des Gedichts ist relativ einfach und direkt, jedoch nicht ohne poetische Elemente. Es gibt viele sensorische Details, die sowohl die Atmosphäre des Friedhofs als auch die Lebendigkeit des Dorfes hervorheben. Beispielsweise nutzt Kämpchen die „linden Frühlingslüfte“, die „Duft von blühenden Syringen“ oder die „Fiedelklingen“ vom Dorf, um eine Atmosphäre zu kreieren, die gleichermaßen ernst und schön ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Heinrich Kämpchen's Gedicht „Auf dem Friedhof“ eine nachdenkliche Betrachtung über Leben und Tod ist, wobei der Autor ästhetische Elemente nutzt, um sowohl die Erhabenheit der Stille eines Friedhofs als auch die Freude und Lebendigkeit des Lebens darzustellen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Auf dem Friedhof“ ist Heinrich Kämpchen. Im Jahr 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1909 zurück. Erschienen ist der Text in Bochum. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 144 Worte. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Am Weinfelder Maar“, „Am goldenen Sonntag“ und „An Annette von Droste-Hülshoff“. Zum Autor des Gedichtes „Auf dem Friedhof“ haben wir auf abi-pur.de weitere 165 Gedichte veröffentlicht.
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