Am goldenen Sonntag von Heinrich Kämpchen
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Herrlichkeiten sondergleichen, |
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Schmuck und Pelze, Seidenstoffe, |
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Seh’n wir wieder aufgestapelt |
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Ueberall im reichsten Maße. – |
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Leck’res auch zum Essen, Trinken, |
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Wildpret, Weine und Geflügel – |
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Was das Herz erfreut, begehret, |
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Lockt durch blanke Spiegelscheiben. – |
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Und der Arme, der die Straßen |
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Notgedrungen muß passieren, |
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Wird magnetisch angezogen |
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Von dem Prunk und von der Fülle. – |
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Dicht, ganz dicht vor seinen Augen |
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Liegt der Ueberfluß gebreitet – |
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Nur ein dünnes Glas ist Schranke |
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Zwischen ihm und all’ den Schätzen. – |
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Einmal essen, einmal trinken |
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Von dem Schönen, o wie gerne! |
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Einmal auch sich besser kleiden, |
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Aber Geld – er ist Prolete. – |
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Kaufen, kaufen! Wie zum Hohne |
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Tönt der Ruf ihm in die Ohren – |
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Kaufen soll der arme Teufel, |
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Und ganz leer sind seine Taschen. – |
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Hungern kann er nur und lungern |
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Vor den ausgestellten Waren – |
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Und er geht, mit einem Fluche |
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Auf die Satten, auf die Reichen. – |
Details zum Gedicht „Am goldenen Sonntag“
Heinrich Kämpchen
7
28
140
1909
Moderne
Gedicht-Analyse
Heinrich Kämpchen, ein deutscher Schriftsteller, der vom 23. Mai 1847 bis zum 6. März 1912 lebte, ist der Autor des Gedichts „Am goldenen Sonntag“. Kämpchen war in der Zeit von Realismus und Naturalismus in der deutschen Literatur tätig, eine Epoche, die sich durch einen präzisen Blick auf die soziale Wirklichkeit und die realen Lebensumstände der Menschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auszeichnet.
Auf den ersten Blick kann das Gedicht aufgrund der detaillierten Beschreibungen der Reichtümer und des Überflusses als visuell anregend empfunden werden. Die Wörter „Herrlichkeiten“, „Schmuck“, „Pelze“, „Seidenstoffe“, „lecker“ und „Herz“ deuten auf Luxus und Wohlstand hin. Zugleich wird im Fortlauf des Gedichts ein starker Kontrast durch die Situation der armen Protagonisten dargestellt, was eine Spannung erzeugt und das Gedicht sozialkritisch macht.
Das Gedicht beschreibt, wie luxuriöse Artikel und köstliche Lebensmittel in reichem Maße überall, besonders hinter Schaufensterglas, ausgestellt sind. Diese Ausstellung zieht einen armen Menschen hin, der das Glück dieser materiellen Besitztümer durch das dünne Schaufensterglas fernsieht. Er begehrt den Überfluss und die Schätze und wünscht sich, einmal diese Lebensmittel zu essen, sich in diesen Stoffen zu kleiden. Aber seine Armut hindert ihn daran und lässt ihn hungrig und bettelnd zurück. Letztlich geht er mit einem Fluch auf die Reichen und Satten.
Dieses Gedicht drückt eine starke soziale Kritik aus und spiegelt den Kontrast zwischen den Reichen und den Armen wider. Die Sprache ist einfach und klar, aber effektiv in der Verdeutlichung der sozialen Ungleichheit. Kämpchen nutzt eine einfache Struktur mit sieben Strophen, die jeweils vier Verse enthalten, um seine Botschaft zu vermitteln.
Im Hinblick auf die Form scheint das Gedicht keine spezifische Versform zu folgen. Das Fehlen eines Reimschemas könnte eine bewusste Entscheidung des Autors sein, um den ernüchternden und katastrophalen Zustand der Armut zu betonen. Die Sprache ist klar und verständlich, reich an Bildern, um ein lebendiges Bild für seine Leser zu malen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Heinrich Kämpchens „Am goldenen Sonntag“ ein wirkungsvolles instrument der Gesellschaftskritik ist. Es konfrontiert den Leser mit der schroffen Realität sozialer Ungleichheit und Armut, auf einer persönlichen und emotionalen Ebene. Die Sprache und Form dienen dazu, diesen Kontrast zu unterstreichen und den Leser dazu zu bringen, über die gesellschaftlichen Bedingungen und individuellen Erfahrungen von Armut nachzudenken.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Am goldenen Sonntag“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Kämpchen. Geboren wurde Kämpchen im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1909. Der Erscheinungsort ist Bochum. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 140 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Am Rhein“, „Am Weinfelder Maar“ und „An Annette von Droste-Hülshoff“. Zum Autor des Gedichtes „Am goldenen Sonntag“ haben wir auf abi-pur.de weitere 165 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Heinrich Kämpchen sind auf abi-pur.de 165 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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