Am Kochbrunnen in Wiesbaden von Heinrich Kämpchen

Brodelnd, wie aus einem Riesenkocher,
Steigt das Wasser aus der Tiefe aufwärts,
Unerschöpflich und in gleicher Fülle. –
Wallend, dampfend in der Marmorfassung,
Wie in einer Opferschale, kündet’s
Von geheimnisvollen Mächten, die uns
Heilkraft spenden aus der Erdentiefe. –
Schon der Kelte trank von diesem Wasser,
(Er, der erste Siedler dieser Gründe)
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Der Germane, und die Römer bauten
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Thermen hier und heilten ihre Wunden. –
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Waren Nymphen der Hygiea *) eh’mals
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Schützerinnen dieses Bronnens – heute
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Schöpfen wieder Nymphen und kredenzen
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Ihren Becher anmutsvoll zum Trunke. –
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Kranke aller Nationen kommen
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Hier Genesung suchend – baden, trinken,
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Und gesunden von den heißen Ouellen. –
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„Deutsches Nizza“, wie man dich genannt hat,
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Prächtiges Wiesbaden, mögen immer
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Deine Wasser kochen – immer, immer –
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Und die Kranken hier Genesung finden. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
120
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“ stammt von Heinrich Kämpchen, einem deutschen Autor und Dramatiker, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert tätig war. Das ist also zeitlich in die Epoche Naturalismus einzuordnen.

Bei der ersten Lektüre scheinen das Gedicht und seine Verse die Anmut und Heiligkeit des Kochbrunnens in Wiesbaden zu preisen und dabei auf die Wechselwirkung zwischen Natur und Kultur zu verweisen. Inhaltlich thematisiert es die heilenden Eigenschaften des Wassers des Kochbrunnens und seine tief verwurzelte Geschichte und Bedeutung, die sich in der Interaktion zwischen Natur und verschiedenen Zivilisationen manifestiert, die den Brunnen nutzten und verehrten.

Das lyrische Ich berichtet vom brodelnden Wasser, das aus einem „Riesenkocher“ aufsteigt und von mysteriösen Kräften und einer Heilkraft zeugt, die aus den Tiefen der Erde gespendet wird. Diese Beschreibung erzeugt eine Aura der Ehrfurcht und Wertschätzung gegenüber der Natur und ihren Geheimnissen. Es spricht vom Kelten, Germanen und Römern, die alle von diesem Wasser getrunken oder ihre Wunden darin geheilt haben und hebt die historische Bedeutung und Kontinuität des Brunnens hervor. Es betont die Heilwirkung des Wassers und seine anhaltende Rolle als Quelle der Linderung für Kranken von aller Nationen.

Vom Blickwinkel der Form und Sprache her ist das Gedicht gekennzeichnet durch eine elegante und hochgestochene Sprache, die die Heiligkeit und Bedeutsamkeit des Kochbrunnens betont. Es besteht aus 22 Versen, die eine durchgehende erzählerische Struktur besitzen, und seine Verse sind ausgeglichen und konsistent, was durch rhythmische Sprache und gelegentliche Reimtechniken erreicht wird. Die Verwendung von spezifischen kulturellen Referenzen (Kelten, Germanen, Römer und Hygieia) trägt zur historischen Tiefe und Komplexität des Gedichts bei und verdeutlicht die zeitlose und universelle Anziehungskraft des Kochbrunnens.

Kurz gesagt, Heinrich Kämpchens „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“ thematisiert die Heiligkeit und therapeutische Wirkung des Wassers des Kochbrunnens und preist seine tiefgreifende Rolle in der menschlichen Geschichte und Kultur.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“ ist Heinrich Kämpchen. 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. 1909 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Bochum. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 120 Worte. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Am Marienbrönnlein“, „Am Rhein“ und „Am Weinfelder Maar“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“ weitere 165 Gedichte vor.

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