Attila’s Schwert von Hermann Lingg

Unterm Eichenbaum auf der Haide
Liegt ein Riesenschwert uralt,
Oft in seiner dunklen Scheide
Zuckt es durch den Felsenspalt.
 
Heimlich warten Gnom und Elfe,
Wachsam bei dem großen Schatz;
Aber Eber nur und Wölfe
Wissen den gefeiten Platz.
 
Endlich finden’s Hunnenkrieger,
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Attila empfängt den Hort,
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Und er ruft: „Als Weltbesieger
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Grüßt mich hier ein Götterwort.“
 
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Spricht’s und schwingt das Schwert der Ahnen
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Wie zum Wurf nach West empor,
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Allen Hunnen und Alanen
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Schien es wie ein Meteor.
 
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Hoher Wiederschein am Himmel
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Dehnt sich wie Kometenglanz;
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Durch die Luft ein Schlachtgetümmel
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Hört der Kaiser in Byzanz.
 
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Hört’s und ruft den Astrologen,
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Der ihm nun, wie Alles, schweigt,
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Auf den Bospors dunklen Wogen
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Schwanke blasse Sterne zeigt:
 
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„Kaiser, Gott und Götter schlafen,
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Deine großen Feinde nahn,
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Mische Gift und opfre Sklaven,
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Thaten hast du nie gethan!“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.7 KB)

Details zum Gedicht „Attila’s Schwert“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
137
Entstehungsjahr
1864
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Attila’s Schwert“ stammt von dem deutschen Dichter und Schriftsteller Hermann Lingg, der im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert lebte. Angesichts des chronologischen Kontextes seines Schaffens fällt Linggs Werk in die Periode des Realismus.

Das Gedicht erweckt zunächst den Eindruck eines mysteriösen und epischen Abenteuers, das sich in einer fernen, mythischen Welt abspielt. Es werden Bilder von urzeitlicher Wildheit, übernatürlichen Phänomenen und einer aufkommenden Bedrohung durch einen mächtigen Kriegsführer evoziert.

Der Inhalt lässt sich wie folgt zusammenfassen: Ein uraltes Schwert befindet sich versteckt unter einem Eichenbaum und ist nur für Tiere wie Eber und Wölfe sichtbar. Das Schwert wird schließlich von Hunnenkriegern gefunden und ihrem Anführer Attila übergeben. Dieser interpretiert das Ereignis als Zeichen seiner Vorsehung und erhebt das Schwert, das wie ein Meteor erscheint. Der Lichtschein des Schwerterwurfs erreicht selbst den Kaiser in Byzanz, der seine Astrologen konsultiert. Sie prophezeien eine bevorstehende Bedrohung und rufen den Kaiser zur Vorbereitung zur Verteidigung seines Reiches auf.

Der Dichter benutzt das lyrische Ich, um die Geschichte zu erzählen. Der Mythos von Attila, dem Anführer der Hunnen, als unüberwindbare Bedrohung wird als metaphorisches Bild für die Unausweichlichkeit des Krieges und der Gewalt verwendet.

Das Gedicht besteht aus sieben Strophen mit jeweils vier Versen, was eine gewisse Einheit und Symmetrie in der Form erzeugt. Bei der Sprache bedient sich der Autor eines eindringlichen und bildhaften Vokabulars, um eine dubsitere Stimmung zu erzeugen und dramatische Spannung zu erzeugen. Dabei webt er mythologische Elemente in die Erzählung ein, um einen Hauch von Übernatürlichkeit und Prädestination zu verleihen. Der poetische Text ist somit von einer starken Bildlichkeit und Auratizität geprägt, die das epische Geschehen eindrucksvoll veranschaulichen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Attila’s Schwert“ ist Hermann Lingg. 1820 wurde Lingg in Lindau am Bodensee geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1864. In Stuttgart ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 137 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Die Gedichte „Vergilbte Blätter“, „Als wie ein Frühling mich entzückte“ und „Wenn etwas in dir leise spricht“ sind weitere Werke des Autors Hermann Lingg. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Attila’s Schwert“ weitere 20 Gedichte vor.

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