Lied von Hermann Lingg

Immer leiser wird mein Schlummer,
Nur wie Schleier liegt mein Kummer
Zitternd über mir.
Oft im Traume hör' ich dich
Rufen draus vor meiner Tür,
Niemand wacht und öffnet dir;
Ich erwache' und weine bitterlich.
 
Ja, ich werde sterben müssen,
Eine Andre wirst du küssen,
10 
Wenn ich bleich und kalt.
11 
Eh' die Maienlüfte wehen,
12 
Eh' die Drossel singt im Wald:
13 
Willst du mich noch einmal sehen,
14 
Komm', o komme bald!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Lied“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
70
Entstehungsjahr
1820 - 1905
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht stammt von Hermann Lingg, der von 1820 bis 1905 lebte. Dies deutet auf eine Epoche des Realismus hin, die gegen Ende seines Lebens in den Symbolismus überging.

Beim ersten Lesen des Gedichts „Lied“ treffen wir auf eine melancholische und traurige Atmosphäre. Darüber hinaus ist ein Gefühl der Verlassenheit und das Bewusstsein des herannahenden Todes spürbar.

In einfachen Worten geht es in dem Gedicht um das lyrische Ich, welches im Sterben liegt und über seine Gefühle schreibt. Das lyrische Ich beschreibt seine abnehmende Lebenskraft („Immer leiser wird mein Schlummer“) und seinen Kummer, der in seiner Schwachheit wie ein Schleier über ihm liegt. Es spricht von einer Person, welche es in seinen Träumen rufen hört, zeigt jedoch auch, dass niemand da ist, um die Tür zu öffnen – ein Hinweis auf seine einsame und hoffnungslose Situation. Das lyrische Ich erwacht aus diesen Träumen und weint bitterlich. In der zweiten Strophe akzeptiert das lyrische Ich seine sterbliche Natur und die Tatsache, dass die Person, an die das Gedicht gerichtet ist, eine andere lieben wird, wenn es tot ist. Das lyrische Ich bittet die Person, es vor seinem Tod noch einmal zu besuchen.

Was die Form des Gedichtes angeht, handelt es sich um zwei siebenzeilige Strophen, die in einer Art Sonettform geschrieben sind. Der Reim ist nicht strikt durhgeführt, es lässt sich jedoch ein abcbdef Reimschema identifizieren.

In Bezug auf die Sprache versteht es Lingg, atmosphärische Bilder zu erzeugen und das Gefühl der Vorahnung und des Abschieds zu vermitteln. Er verwendet einfache, aber kraftvolle Worte, um seine Botschaft zu übermitteln. Darüber hinaus sind ästhetische Elemente wie Alliterationen („bleich und kalt“) und Onomatopoesie („Drossel singt“) in dem Gedicht zu finden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Lied“ von Hermann Lingg ein bewegendes Gedicht über Abschied, Todesbewusstsein und unerfüllte Liebe ist. Es spiegelt in einfachen, aber ausdrucksstarken Worten die Gefühlswelt des lyrischen Ichs wider. Die Form und die Sprache des Gedichts tragen zur Atmosphäre der Melancholie und der Traurigkeit bei.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Lied“ des Autors Hermann Lingg. Lingg wurde im Jahr 1820 in Lindau am Bodensee geboren. Im Zeitraum zwischen 1836 und 1905 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 70 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Hermann Lingg ist auch der Autor für Gedichte wie „Passionsblume“, „Die Mumie“ und „Der schwarze Tod“. Zum Autor des Gedichtes „Lied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 20 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Hermann Lingg (Infos zum Autor)

Zum Autor Hermann Lingg sind auf abi-pur.de 20 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.