Venus Gloria von Richard Dehmel

Ich träume oft von einer bleichen Rose.
Hell ragt ein Berg; sie blüht in seinem Schatten,
zum fernen Lichte schmachtend, mit dem matten
dem Blumenblick, aus ihrem dunklen Loose.
 
Dann bangt sie mich; tief stockt mein Fuß im Moose.
Doch weiter muß ich, muß das Ziel erreichen,
den Gipfel mit den immergrünen Eichen;
so steh ich schwankend zwischen Berg und Rose.
 
Denn wie sich auch mein Fuß bemüht zu kämpfen,
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ich kann die bange Sehnsucht nicht mehr dämpfen,
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aus ihrem Schooß den reinen Duft zu schlürfen.
 
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Da –: Flügel –: frei! und an der Brust die Blume!
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schon naht der Hain mit seinem Heiligtume,
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wo auch die Rosen immergrünen dürfen ...
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Venus Gloria“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
108
Entstehungsjahr
1893
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Venus Gloria“ stammt von Richard Dehmel, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, die von 1863 bis 1920 lebte. Somit ist es zeitlich dem ausgehenden 19. Jahrhundert bzw. dem beginnenden 20. Jahrhundert zuzuordnen.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht metaphorisch und symbolisch beladen zu sein. Die dominierenden Naturbilder lassen eine intensive Auseinandersetzung mit inneren Empfindungen und der äußeren Welt vermuten.

Im Gedicht wird der Traum einer Person von einer weißen Rose geschildert, die im Schatten eines hellen Berges gedeiht. Mit dem Blumenblick der Rose, auf dunklem Grund entsprungen, assoziiert das lyrische Ich Sehnsucht nach Licht. Im weiteren Verlauf wird erzählt, wie diese Rosen-Metapher das lyrische Ich in Unruhe versetzt, welches dennoch bestrebt ist, sein Ziel - den immergrünen Eichengipfel - zu erreichen, auch wenn es dabei zwischen Berg und Rose schwankt. Eine unstillbare Sehnsucht treibt das lyrische Ich dazu, den Duft der Rose aus ihrem Schoß zu schlürfen. Schließlich wird ein Zustand der Freiheit und Glückseligkeit erreicht, symbolisiert durch Flügel und die Blume an der Brust, und das Ziel - der immergrüne Hain und seine Heiligtümer, wo auch Rosen ewig grünen dürfen - scheint in greifbare Nähe gerückt zu sein.

Die Aussage, die das lyrische Ich treffen möchte, könnte die Notwendigkeit sein, sich seinen Sehnsüchten zu stellen und seine Ziele trotz Schwierigkeiten und Hindernissen zu verfolgen, sowie die Erfahrung von Ekstase und Befreiung, wenn man sich dem eigenen Ziel nähert und Hoffnung auf ewige Vollkommenheit und Frische sieht.

Die Form des Gedichts ist geprägt durch abwechselnd vier- und dreizeilige Strophen. Die meisten Versenden sind gekennzeichnet durch einen männlichen Reim, was dem Gedicht eine gewisse Festigkeit und Stabilität verleiht. Die Sprache ist bildhaft und symbolisch, wodurch eine intensive Atmosphäre geschaffen wird. Über diese Symbolik werden die inneren Kämpfe und Sehnsüchte des lyrischen Ichs zum Ausdruck gebracht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Venus Gloria“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Richard Dehmel. Dehmel wurde im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1893. Der Erscheinungsort ist München. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 108 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Richard Dehmel sind „Büßende Liebe“, „Chinesisches Trinklied“ und „Dann“. Zum Autor des Gedichtes „Venus Gloria“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 522 Gedichte vor.

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