Vallorbe von Karl Kraus

Du himmlisches Geflecht, du Glockenblumenkorb,
Ursprung der Orbe, der Welt, du unversehrtes Ziel,
du Wonnewort Vallorbe, das in den Mai mir fiel,
du Thal der Thäler du, traumtiefes Thal der Orbe!
 
Du Sonntag der Natur, hier seitab war die Ruh.
Ursprung der Zeit! So hat, da alles war geglückt,
der Schöpfer diesen Kuß der Schöpfung aufgedrückt,
hier saß der Gott am Weg zum guten Lac de Joux.
 
Du Gnade, die verweht den niebesiegten Wahn,
10 
wie anders war es da, und da entstand die Zeit,
11 
dieweil sie staunend still stand vor der Ewigkeit.
12 
Wie blau ist doch die Welt vom Schöpfer aufgethan!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Vallorbe“

Autor
Karl Kraus
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Vallorbe“ wurde vom österreichischen Schriftsteller Karl Kraus verfasst. Kraus lebte von 1874 bis 1936 und ist somit dem literarischen Zeitalter der Moderne zuzuordnen. Das Gedicht kann jedoch nicht eindeutig dieser Epoche zugeordnet werden, da Kraus ein Autor mit vielfältigen stilistischen Einflüssen und Schaffensweisen war.

Beim ersten Lesen des Gedichtes entsteht ein Bild von einer biblischen, geradezu paradiesischen Landschaft, die von euphorischer Schönheit und Ruhe ist. Es vermittelt den Eindruck von einer Verneigung des Autors vor der Macht und Perfektion der Natur.

Die zentrale Botschaft des Gedichts scheint die ewige Schönheit und Unzerstörbarkeit der Natur zu sein. Das lyrische Ich preist Vallorbe, ein Städtechen in der Schweiz, als ein himmlischer Ort und Ursprung der Welt. Es wird als unversehrtes Ziel, wie ein Sinnbild für Frieden und Reinheit, dargestellt. Gleichzeitig betont das lyrische Ich die wunderschöne Landschaft als Werk des Schöpfers und lobt dessen unendliche Gnade. In den Versen 9 bis 12 wird die Zeit als eine Schöpfung Gottes dargestellt, die an diesem Ort entstand und vom lyrischen Ich als wunderbares Werk betrachtet wird.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen zu je vier Versen. Die Sprache ist geprägt von einer ausgeprägten Bildlichkeit und enthält viele Metaphern und personifizierte Darstellungen, wie „du himmlisches Geflecht, du Glockenblumenkorb“ oder „du Sonntag der Natur“. Dies verleiht dem Gedicht eine besonders poetische und bildhafte Sprache. In Bezug auf das Reimschema ist zu bemerken, dass in jeder Strophe jeweils der zweite und vierte Vers miteinander reimen. Das Gedicht ist in einem feierlichen und bewundernden Ton geschrieben, was die tief empfundene Anerkennung und Ehrfurcht des lyrischen Ichs vor der Schönheit der Natur unterstreicht.

Weitere Informationen

Karl Kraus ist der Autor des Gedichtes „Vallorbe“. Geboren wurde Kraus im Jahr 1874 in Jičín (WP), Böhmen. 1920 ist das Gedicht entstanden. In München ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 101 Worte. Karl Kraus ist auch der Autor für Gedichte wie „Absage“, „Abschied und Wiederkehr“ und „Alle Vögel sind schon da“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Vallorbe“ weitere 61 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Karl Kraus (Infos zum Autor)

Zum Autor Karl Kraus sind auf abi-pur.de 61 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.