Ruhe des Herzens von Otto Ernst

Wie heimlich glüht ein Bild
Aus langer Dämm’rung:
Ein Sommerabend war’s
Im Heimatdorfe;
Noch lag ein Sonnenhauch
Auf Dach und Giebeln,
Und hell stand schon der Mond
In leerer Straße.
Der Nachbar sprach ein Wort
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Von Tau und Regen,
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Er sprach zu seinem Weib
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Drin in der Kammer;
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Er zog das Fenster an,
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Es klang der Riegel;
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Ein erstes Sternlein trat
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Aus lichtem Dunkel.
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Aus fernen Gärten klang
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Ein Mädchenlachen;
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Ein letzter Nachhall dann
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Und letzte Stille.
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Und all die Sommerwelt
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Ging wie ein Atem
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Geruhig ein und aus
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Durch meine Lippen. –
 
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Nun weiß ich’s, da mein Haar
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Beginnt zu bleichen:
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Was damals ich geatmet, war
28 
Das Glück.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Ruhe des Herzens“

Autor
Otto Ernst
Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
111
Entstehungsjahr
1907
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Otto Ernst, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der im 19. und frühen 20. Jahrhundert wirkte. Der Titel des Gedichts „Ruhe des Herzens“ deutet bereits auf einen introspektiven, friedvollen Inhalt hin, der sich bei näherer Betrachtung bestätigt.

Beim ersten Lesen fällt auf, wie das Gedicht mit ruhigen, idyllischen Bildern eine Stimmung der Geborgenheit und Harmonie kreiert. Der Autor erinnert sich an einen Sommerabend in seiner Heimat, dessen Atmosphäre er in ausführlichen, detailreichen Versen schildert. Es werden Szenen gezeichnet, die auf den ersten Blick alltäglich wirken: ein Nachbar, der mit seinem Weib plaudert, ein Mädchen, das in einem entfernten Garten lacht, der Mond, der leer auf die Straße scheint. Doch diese einfachen Bilder werden auf besondere Weise hervorgehoben und erhalten eine fast magische Ausstrahlung.

Otto Ernst offenbart mit den Versen 25 bis 28 eine Art Lebensweisheit: Rückschauend realisiert er, dass er während jenes speziellen Sommerabends das Glück geatmet hat – eine Metapher für das Erleben von Glück und Zufriedenheit. Der idyllische Sommerabend scheint ein Symbol für einen Zustand von innerer Ruhe und Frieden darzustellen.

Im Hinblick auf die Form und Sprache des Gedichts lässt sich feststellen, dass der poetische Text aus zwei Strophen mit insgesamt 28 Versen besteht. Der Sprachstil ist bildhaft und stark von Metaphern geprägt. Die Sätze sind größtenteils kurz und prägnant, was zur rhythmischen Gestaltung des Gedichts beiträgt.

Die Aussage des lyrischen Ichs wirkt universell und zeitlos: Glück und Zufriedenheit entstehen nicht nur durch spektakuläre und außergewöhnliche Momente, sondern können auch in den einfachsten, alltäglichsten Begebenheiten gefunden werden. Otto Ernst greift auf persönliche Erinnerungen zurück, um diese Botschaft zu vermitteln und eröffnet dem Leser damit einen Blick auf seine eigene Vergangenheit, die er als Quelle von Glück und Zufriedenheit identifiziert.

Abschließend lässt sich sagen, dass das lyrische Ich in Otto Ernsts „Ruhe des Herzens“ kindliche Unbekümmertheit und erwachsene Reflektiertheit miteinander verbindet, was das Gedicht zu einem starken Zeugnis innerer Einkehr und Sehnsucht nach Harmonie werden lässt. Der Leser bleibt zurück mit dem nachwirkenden Eindruck einer Sommerabend-Stimmung, die das Potenzial hat, den Alltag und den Lauf der Zeit kurzzeitig in den Hintergrund treten zu lassen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ruhe des Herzens“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Otto Ernst. 1862 wurde Ernst in Ottensen bei Hamburg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1907 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 111 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Otto Ernst ist auch der Autor für Gedichte wie „Ausflug“, „Blühendes Glück“ und „Chidhr“. Zum Autor des Gedichtes „Ruhe des Herzens“ haben wir auf abi-pur.de weitere 64 Gedichte veröffentlicht.

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