Blühendes Glück von Otto Ernst
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Als wir für das Leben uns verbanden, |
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Ganz in Blüte stand der Apfelbaum, |
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Und sein weißer Schimmer floß wie Segen |
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Über uns und dieser Stube Raum. |
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Fast zu reich war dieser Blütensegen; |
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Denn die Früchte kamen schwer und dicht. |
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Um uns hüpft und lacht und lärmt und jubelt |
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Manch ein apfelwangig Angesicht. |
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Schwer hast du der Mutter Last getragen, |
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Und vor Sorgen war ich glücklich kaum; |
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Doch zum Trost an jedem Hochzeitstage |
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Tausendblütig prangt der Apfelbaum. |
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Wohl, ich weiß! Es möchte kindisch scheinen, |
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Daß wir dessen nicht schon längst gewohnt. |
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Blüten hat man leicht am Hochzeitstage. |
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Wenn man sich vermählt im Maienmond. |
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Traun, kein Kunststück! Jeder Narr berechnet |
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Dieses Wunder an den Fingern dir – |
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Und trotz alledem: ein süßes Wunder |
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Ist es immer meinem Weib und mir, |
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Dünkt uns, wenn wir still am Fenster stehen, |
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Wie ein Zauber, wie ein sel’ger Traum, |
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Daß an jedem Hochzeitstage wieder, |
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Immer wieder blüht der Apfelbaum. |
Details zum Gedicht „Blühendes Glück“
Otto Ernst
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153
1907
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Blühendes Glück“ wurde von Otto Ernst verfasst, der von 1862 bis 1926 lebte. Dies platziert das Gedicht in die Zeit des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.
Auf den ersten Blick erzeugt das Gedicht eine aufgeladene Stimmung, die von romantischen, heimischen Bildern und einer sinnlichen, liebevollen Atmosphäre geprägt ist. Es erzählt von der Verbindung und dem in Zusammenhang stehenden Glück, symbolisiert durch die Blüten und Früchte eines Apfelbaums.
Im inhaltlichen Sinne erzählt das lyrische Ich von der Ehe mit seiner Partnerin, beginnend mit ihrer Hochzeit, die stattfand, als der Apfelbaum in voller Blüte stand, ein Zeichen der Erneuerung und Fruchtbarkeit. Über die Jahre brachte der Baum schwere Früchte hervor, was eine Metapher für die Geburten und das quirlige Familienleben sein könnte. Trotz der Strapazen der Elternschaft, symbolisiert durch die „Last der Mutter“ und die Sorgen des lyrischen Ich, blüht der Apfelbaum jedes Jahr erneut zur Zeit ihres Hochzeitstags, was als Zeichen der Hoffnung und des anhaltenden Glücks interpretiert werden könnte.
Formell besteht das Gedicht aus sechs Strophen, die jeweils vier Verse umfassen. Ernst verwendet eine einfache, direkte Sprache, die stark von Naturmetaphorik geprägt ist. Außerdem sind Spuren eines gereimten Versschemas zu erkennen, was dem Gedicht einen rhythmischen Klang und einen melodischen Fluss verleiht.
Die Art schließlich, wie das lyrische Ich auf die Wiederholung der Apfelbaumblüte an ihrem Hochzeitstag blickt, zeigt eine gewisse kindliche Freude und Ehrfurcht vor der Natur und den einfachen Freuden des Lebens. Trotz der Vorhersehbarkeit dieses Ereignisses (da Mai bekanntlich die typische Blütezeit der Apfelbäume ist), betrachten sie es immer noch als ein „süßes Wunder“. Dies spricht eine tiefe Wertschätzung für die Natur und für wiederkehrende Rituale und Traditionen aus und vermittelt eine überaus positive Botschaft von Dankbarkeit und lebensbejahender Einstellung.
Weitere Informationen
Otto Ernst ist der Autor des Gedichtes „Blühendes Glück“. Geboren wurde Ernst im Jahr 1862 in Ottensen bei Hamburg. Das Gedicht ist im Jahr 1907 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 153 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke des Dichters Otto Ernst sind „Das Gesicht der Wahrheit“, „Der Einsame“ und „Der Erbe“. Zum Autor des Gedichtes „Blühendes Glück“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 64 Gedichte vor.
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