Auflösung von Otto Ernst

In weiter Öde schreit’ ich längst allein.
Kein Ton, kein Hauch. Kein Fünckchen Sonnenschein.
Ein dünner, grauer Regen rieselt sacht;
Aus feuchtem Boden langt empor die Nacht.
 
Und in mir schwillt’s wie Riesenschatten auf;
Verloren hab ich Welt- und Stundenlauf.
Nur selbst ein Schatten noch, ein Nebelhauch,
Schweb’ ich vorbei an Sumpf und Heidestrauch.
 
Und endlich hebt es leise mich empor –
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Tief unter mir zerfällt’s wie Spinnenflor –
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Und droben schweb’ ich hin, wo ungesehn
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Ins unbekannte Land die Wind gehn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Auflösung“

Autor
Otto Ernst
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
82
Entstehungsjahr
1907
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht mit dem Titel „Auflösung“ wurde von dem deutschen Schriftsteller Otto Ernst verfasst, der zwischen 1862 und 1926 lebte. Ernst war ein Vertreter der spätromantischen Phase am Übergang zum Symbolismus und in der Expressionismus-Ära, also wahrscheinlich wurde dieses Gedicht in der späten 19. oder frühen 20. Jahrhunderts verfasst.

Beim ersten Lesen kann man im Gedicht eine Traurigkeit und Melancholie spüren. Die Szenerie scheint trostlos und weit entfernt von jeglicher Fröhlichkeit. Das Bild, das der Dichter malt, ist düster und beruhigend zugleich. Aus der ersten Strophe ist zu entnehmen, dass das lyrische Ich alleine unterwegs ist und eine gewisse Isolation empfindet. Es erwähnt die Abwesenheit von Lärm, Atem und Sonnenlicht, schwach scheinender Regen und die ansteigende Dunkelheit, was eine Atmosphäre der Leere und Einsamkeit erzeugt.

In der zweiten Strophe beschreibt das lyrische Ich ein Gefühl des Verlusts seiner Verbindung zur Welt und zur Zeit. Es fühlt sich als Schatten, als nebelhaftes Wesen, das durch eine trostlose Umgebung schwebt. Dies könnte eine Metapher für die Beliebigkeit des Lebens und die Entfremdung sein.

In der dritten Strophe führt eine leichte Bewegung das lyrische Ich empor, weg von der erkennbaren Welt, in ein unbekanntes Land. Dies könnte als Metapher für den Tod oder das Nachleben interpretiert werden oder als enigmatische Transformation hin zu einem neuen, unbekannten Zustand.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen, was sich an die klassische Form der Quartette hält. Otto Ernst benutzt eine relativ einfache Sprache, aber mit starken Metaphern und bildlichen Ausdrücken. Er benutzt Alliterationen wie „Sonnenschein“ und „Schatten“, „Boden“ und „Nacht“, was dem Gedicht einen rhythmischen Fluss verleiht und die emotionale Ausdruckskraft verstärkt.

Insgesamt entwickelt das Gedicht eine trostlose, düstere Atmosphäre, die das Gefühl der Verlorenheit, Desorientierung und schlussendlich der Transformation oder Auflösung im lyrischen Ich ausdrückt. Es ist eine emotionale Darstellung eines Menschen inmitten von Dunkelheit und Einsamkeit, der seine Existenz hinterfragt und sich auf eine Reise ins Unbekannte begibt.

Weitere Informationen

Otto Ernst ist der Autor des Gedichtes „Auflösung“. 1862 wurde Ernst in Ottensen bei Hamburg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1907 entstanden. Erschienen ist der Text in Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 82 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Otto Ernst sind „Blühendes Glück“, „Chidhr“ und „Das Gesicht der Wahrheit“. Zum Autor des Gedichtes „Auflösung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 64 Gedichte veröffentlicht.

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