Sonett 17 von Francesco Petrarca

Viel Thiere, die dem starken Auge trauen,
Sind nur zu beugen von der Sonne Blicke,
Doch andre treibt ihr goldner Strahl zurücke,
Die erst sich zeigen bey des Abends Grauen.
 
Noch andre zieht ein thörichtes Vertrauen
Ins Feuer, wähnend, daß sein Glanz beglücke,
Und erst versengt sehn sie, wie er berücke —
Ach! in der letzten Schaar bin ich zu schauen.
 
Nicht trotzen kann ich ihrer Augen Schimmer,
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Und keinen Schutz in späten Stunden findet
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Mein Auge, keinen in der Klüfte Schatten;
 
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Doch treibet mich, den Schwachen, Thränenmatten,
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Mein hart Verhängniß weiter, daß ich immer
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Ihr folge, deren Anblick mich entzündet.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett 17“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
100
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sonett 17“ wurde von Francesco Petrarca verfasst, einem italienischen Dichter, der von 1304 bis 1374 lebte. Petrarca zählt zu den bekanntesten Vertretern der italienischen Literatur des 14. Jahrhunderts und gilt als Mitbegründer des Humanismus. Er war ein Meister der Sonettform, welche er in vielen seiner Gedichte anwandte.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht tiefsinnig und emotional. Es teilt eine Geschichte über Leidenschaft und Verzweiflung und die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs.

Inhaltlich geht es bei diesem Gedicht um die Beschreibung verschiedener Tierarten, die als Metaphern für verschiedene Arten von Liebenden und ihrer Reaktionen auf die Liebe dienen. Einige Tiere vertrauen auf ihr starkes Auge und lassen sich durch das Licht der Sonne lenken, andere werden durch den goldnen Strahl zurückgezogen, während sie sich im Schatten des Abends erst zeigen. Es gibt auch Tiere, die leichtsinnig ins Feuer laufen, weil sie glauben, das Glück in seiner Helligkeit zu finden und erst bemerken, wie gefährlich es ist, wenn sie bereits verbrannt sind. In dieser Tierart sieht sich das lyrische Ich: angezogen vom Glanz, aber letzten Endes verbrannt vom Feuer der Liebe. Es kann der Anziehung nicht widerstehen, auch wenn es Schmerzen und Tränen mit sich bringt. Es ist wie in einem unglücklichen Schicksal gefangen, das es immer weiter der Person nachfolgen lässt, deren Blick es entzündet hat.

In Bezug auf die Sprache und Form des Gedichts handelt es sich hier um ein Sonett, das typischerweise aus 14 Zeilen besteht, aufgeteilt in zwei Quartette und zwei Terzette. In diesem speziellen Sonett spiegeln die Reime und das Metrum die verzweifelte emotionale Verfassung des lyrischen Ichs wider: es zieht sich kontinuierlich und erfolglos gegen seine unglückliche Situation auf. Die Sprache ist poetisch und metaphorreich; Petrarca nutzt Metaphern der Tiere, der Sonne und des Feuers, um die verschiedenen Aspekte des emotionalen Zustands des lyrischen Ichs zu verdeutlichen.

Zusammengefasst thematisiert Petrarca in diesem Sonett die Macht von Anziehung und Leidenschaft und die Frustration und Hilflosigkeit gegenüber diesen Gefühlen. Es ist ein Beispiel für die emotionale Tiefe und lyrische Komplexität, die seine Gedichte auszeichnen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett 17“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Francesco Petrarca. Der Autor Francesco Petrarca wurde 1304 in Arezzo geboren. Zwischen den Jahren 1320 und 1374 ist das Gedicht entstanden. In Wien ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Spätmittelalter zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 100 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Francesco Petrarca sind „Sonett 113“, „Sonett 115“ und „Sonett 12“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 17“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 41 Gedichte vor.

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