Sonett 132 von Francesco Petrarca

Wenn sie so sittig und mit sanftem Schritte
Den zarten Fuß bewegt durch frische Wiesen,
Dann öffnet sich der Blumen Kelch — sie sprießen
Neuglänzend um der weißen Sohlen Tritte.
 
Amor, der nur aus schöner Seelen Mitte
Sich seines Reiches Bürger will erkiesen,
Läßt solche Lust aus ihren Augen fliessen,
Daß um nichts Seelger’s ich den Himmel bitte.
 
Und mit dem Blick, der in die Herzen dringet,
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Dem Gang, und ihrer Worte Reiz verbindet
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Sich der Geberden liebliches Verschweben.
 
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Aus solcher Funken Zauberglanz entspringet
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Die große Gluth, die meine Brust entzündet,
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Die aufreibt und erhält mein irres Leben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett 132“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
98
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das Gedicht ist ein Sonett von Francesco Petrarca, einem italienischen Dichter des 14. Jahrhunderts und einem der wichtigsten Vertreter der mittelalterlichen Literaturperiode der Renaissance.

Das Gedicht entfaltet einen ersten Eindruck von ästhetischer Bewunderung und Idealisierung einer Frau. Durch die enge Verbindung von Naturschönheit und weiblicher Grazie lässt das Gedicht eine starke atmosphärische Stimmung entstehen. Der Hofdichter richtet seine Worte beschreibend und lobend einer scheinbar erhabenen Frau zu, deren Erscheinungsbild die Natur berührt und sogar Amor, den Gott der Liebe, beeinflusst.

Das lyrische Ich beschreibt, in einfachen Worten, die Bewegung und Ausstrahlung einer Frau, die durch eine Wiese geht. Die Umgebung reagiert auf ihr Erscheinen: Blumen öffnen ihre Blüten und erstrahlen neu, wenn sie vorbeigeht. Sie wird als so wunderschön und rein dargestellt, dass sogar Amor, der in den Herzen schöner Seelen wohnt, durch ihr Wesen angezogen wird. Ihr Blick, Gang und ihre Worte sind in perfektes Zusammenspiel gebracht, und genau diese Ausstrahlung entzündet eine große Leidenschaft im Herzen des lyrischen Ichs.

Formal handelt es sich um ein Sonett, bestehend aus 14 Versen, die in vier Strophen unterteilt sind. Die ersten beiden Strophen enthalten jeweils vier Verse, die beiden letzten jeweils drei. Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und metaphorisch. So repräsentiert die Wiese beispielsweise das Unberührte, Frische und das bloße Auftreten der Frau bringt die Natur zum Erblühen. Das lyrische Ich verwendet auch die Metapher des „Zauberglanzes“, um die Wirkung der Frau auf ihn zu beschreiben, was auf eine Idealisierung der Frau hinweist.

Insgesamt vermittelt das Gedicht eine Stimmung der romantischen Liebe und der Verehrung des weiblichen Wesens. Durch die Verwendung von Naturmetaphern und das Einbeziehen göttlicher Figuren unterstreicht Petrarca die Erhabenheit und Reinheit der Frau, die er beschreibt. Durch das Eingestehen der entzündeten Leidenschaft zeigt das lyrische Ich seine Verletzlichkeit und Emotionen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett 132“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Francesco Petrarca. 1304 wurde Petrarca in Arezzo geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1320 bis 1374 entstanden. Erschienen ist der Text in Wien. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Spätmittelalter zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 98 Worte. Weitere Werke des Dichters Francesco Petrarca sind „Sonett 113“, „Sonett 115“ und „Sonett 12“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 132“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 41 Gedichte vor.

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