Sonett 113 von Francesco Petrarca

Wär’ ich, wo Phöbus Blum’ und Gras verzehret,
Wär’ ich, wo vor ihm Eis und Schnee zerfließen,
Da, wo sich seine Strahlen mild ergiessen,
Da, wo er herkommt, dort, wohin er kehret;
 
Wär’ ich vom Glück begünstiget, beschweret,
Mag mir der Himmel lachen, sich verschließen.
Mag Tag, mag Nacht, mag Dämm’rung mich umfließen,
Sey’s Winter, sey mir Lenzes Lust gewähret;
 
Wär’ ich im Himmel, in den tiefsten Grotten,
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Auf Bergeshöhn, von Sumpf und Schlucht umgeben,
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Wär frey mein Geist — den Gliedern angeschlossen;
 
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Mag mich der Ruf erheben, meiner spotten,
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Wie ich gelebt, so werd’ ich immer leben,
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In Thränen, die drey Lustra sich ergossen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett 113“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das Gedicht ist Sonett 113 von Francesco Petrarca, einem italienischen Dichter und Gelehrten des 14. Jahrhunderts. Er wird oft als eine bedeutende Figur der frühen Renaissance und eine zentrale Figur in der Entwicklung der italienischen Literatur und des Sonetts in ganz Europa angesehen. Da Petrarca im 14. Jahrhundert lebte und arbeitete, kann das Gedicht zeitlich in die mittelalterliche Periode eingeordnet werden, wenn nicht sogar in die Wende zur Renaissance.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht stark von der Umgebung und der natürlichen Welt beeinflusst. Es spielt mit der Vorstellung von Licht und Dunkelheit, Wärme und Kälte, Höhen und Tiefen, was eine intensive intellektuelle und emotionale Auseinandersetzung mit der Welt um das lyrische Ich herum nahelegt.

Inhaltlich scheint das lyrische Ich viele Orte und Zustände zu durchlaufen, die in der natürlichen Welt existieren. Dabei äußert es den Wunsch, sich im gesamten Spektrum der menschlichen Erfahrung wahrzunehmen, sei es in der freudigen Annehmlichkeit des Tageslichts oder in der kühlen Einsamkeit des Winters. Gleichzeitig gibt das lyrische Ich seine Unabhängigkeit zu verstehen, indem es betont, dass es seine Lebensweise beibehält, unabhängig davon, ob es belobigt oder verspottet wird. Es sind Hinweise auf den Wunsch nach Autonomie und Selbstbestimmung erkennbar.

Formal ist Petrarca's Sonett strukturell ein typisches Sonett, bestehend aus vier Strophen, mit jeweils vier Versen in den ersten beiden Strophen und drei Versen in den letzten beiden. Die strenge Struktur des Sonetts bildet einen Kontrast zum Inhalt des Gedichts, der von vielfältigen, sich ständig ändernden Erfahrungen und Zuständen handelt.

Die Sprache des Gedichts ist stark und bildreich, voller Metaphern und Beschreibungen der natürlichen Welt. Diese Verve und Imaginativität der Sprache könnte eine Reflexion der emotionalen Reisen sein, die das lyrische Ich durchläuft. Ein wiederkehrendes Thema ist das Spiel mit Gegensätzen und das Gleichgewicht zwischen Freude und Leid, was die Vielfalt der Erfahrungen des lyrischen Ichs zeigt.

Insgesamt ist Sonett 113 ein starkes Beispiel für Petrarca's Fähigkeit, intensive Emotionen und philosophische Gedanken durch die Struktur des Sonetts zu kommunizieren, und für seine Rolle bei der Weiterentwicklung dieses Gedichtformates. Es zeigt auch seine Bedeutung als Dichter, der in seinem Werk sowohl die Freuden als auch die Herausforderungen des Daseins erfasst.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett 113“ des Autors Francesco Petrarca. Im Jahr 1304 wurde Petrarca in Arezzo geboren. Zwischen den Jahren 1320 und 1374 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Wien. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Spätmittelalter kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 106 Worte. Weitere Werke des Dichters Francesco Petrarca sind „Sonett 12“, „Sonett 125“ und „Sonett 127“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 113“ haben wir auf abi-pur.de weitere 41 Gedichte veröffentlicht.

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