Sonett 131 von Francesco Petrarca

Es schweigen Erd’ und Himmel und die Winde,
Das Wild, die Vögel sind vom Schlaf gebunden,
Mit goldnen Sternen ist die Nacht durchwunden,
Und schlummernd füllt das Meer des Bettes Gründe.
 
Ich sehe, denke, glühe, klag’ und finde
Vor mir den süßen Feind zu allen Stunden.
Krieg ist mein Zustand, und des Herzens Wunden
Macht der Gedank’ an sie mir nur gelinde.
 
So fließt aus einer klaren Quelle Schooße
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Das Süß’ und Bittre, davon ich mich weide,
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So schlägt und heilet mich dasselbe Wesen.
 
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Und nimmer zu entfliehn dem bangen Loose,
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Sterb’ ich, erwache neu zu Lieb’ und Leide,
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Und keine Hoffnung blüht mir, zu genesen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett 131“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorliegenden Gedichts ist Francesco Petrarca, ein italienischer Dichter des Mittelalters und der frühen Neuzeit, genauer gesagt aus dem 14. Jahrhundert.

Beim ersten Eindruck erzeugt das Gedicht mit seinen bildgereichen Observierungen und seinen emotionalen Aussagen über das Lyrische Ich eine sehr intime und melancholische Stimmung.

Das Gedicht malt zunächst ein Bild von stiller Nacht, welche durch die schlafende Natur charakterisiert ist. Dieser äußeren Stille und Ruhe steht aber die innere Unruhe des lyrischen Ichs gegenüber: Das lyrische Ich steht sinnbildlich im Zwiespalt mit sich selbst - es ist verliebt („den süßen Feind“, „Lieb' und Leide“), diese Liebe scheint jedoch unerfüllt und quält das lyrische Ich. Das lyrische Ich ist in einem ständigen Zustand des aufwachten Liebesleids und sieht keine Hoffnung auf Genesung aus dieser emotionalen Zerrissenheit.

In Bezug auf die Form, handelt es sich um ein Sonett, eine streng geregelte Gedichtform, die in die Zeiten des Mittelalters und der frühen Neuzeit zurückreicht und sich durch 14 Verse auszeichnet. Diese sind in vier Strophen (jeweils vier, vier und zweimal drei Verse) aufgeteilt.

Die Sprache des Gedichts ist verhältnismäßig klar und einfach gehalten, aber doch sehr bildreich und poetisch. Das Gedicht macht Gebrauch von natürlichen Bildern und Metaphern, wie die der stillen Nacht und der „klaren Quelle“, um die emotional aufgewühlte Innenwelt des lyrischen Ichs zu vermitteln. So wird das Leiden, die innere Zerrissenheit und die Einsamkeit des lyrischen Ichs sehr greifbar und nachvollziehbar dargestellt. Durch diese Form der Darstellung wirkt das Gedicht sehr melodramatisch und emotional.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Petrarca in diesem Gedicht tiefe Emotionen und innere Konflikte auf eine sehr malerische und eindringliche Weise zur Schau stellt. Dabei steht das individuelle Liebesleid im Kontrast zur gelassenen und ruhigen Außenwelt, wodurch das Leid des lyrischen Ichs noch betont und gesteigert wird. Mit seiner klaren und bildreichen Sprache schafft es Petrarca, den Leser in die Gedankenwelt des lyrischen Ichs hineinzuziehen und dessen innere Zerrissenheit greifbar zu machen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett 131“ des Autors Francesco Petrarca. Geboren wurde Petrarca im Jahr 1304 in Arezzo. Im Zeitraum zwischen 1320 und 1374 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Wien. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Spätmittelalter zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 106 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Francesco Petrarca sind „Sonett 132“, „Sonett 134“ und „Sonett 137“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 131“ haben wir auf abi-pur.de weitere 41 Gedichte veröffentlicht.

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