Sonett 127 von Francesco Petrarca

Amor und ich, wir sehn mit süßem Grauen
Nach ihr, als solche, die ein Wunder sehen;
Sie lächelt, ihre Silberlaute wehen,
Und sich nur gleicht sie, und nicht andern Frauen.
 
Aus schöner Ruh der stillen Augenbrauen
Quillt Licht und Gluth, wie aus des Himmels Höhen,
Und wer sich will zu reiner Lieb’ erhöhen,
Wünscht dieß nur und kein andres Licht zu schauen.
 
Wie herrlich ist’s, wenn sie gleich einer Blume
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Im Grase sitzt — wenn sie in grünen Matten
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Des weißen Busens warme Lilien kühlet?
 
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Wie lieblich, wenn in Lenzes Heiligthume
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Sie einsam sinnend wallt in holden Schatten,
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Und kräuselnd mit dem Gold der Locken spielet?
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett 127“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sonett 127“ stammt von dem italienischen Dichter Francesco Petrarca, der im 14. Jahrhundert lebte und damit in der Epoche des Humanismus und der Frührenaissance. Er gilt als einer der bedeutendsten Lyriker der europäischen Literaturgeschichte und vor allem für seine Liebesgedichte bekannt, die er für seine unerfüllte Liebe „Laura“ schrieb.

Bereits beim ersten Lesen des Gedichts „Sonett 127“ wird klar, dass es sich um ein Liebesgedicht handelt. Der Autor beschreibt eine Frau, für die er tiefe Zuneigung empfindet. Die Schönheit und Reinheit dieser Frau wird in überaus schmeichelhaften Worten ausgedrückt.

Inhaltlich schildert das lyrische Ich seine Bewunderung und Liebe für diese Frau. Das Gedicht beginnt mit der Aussage, dass sowohl Amor, der Gott der Liebe, als auch er selbst sie mit „süßem Grauen“ betrachten. Dies deutet darauf hin, dass sie von außergewöhnlicher Schönheit ist, die geradezu Ehrfurcht einschüchternd wirkt. Ihre Lächeln, ihre Stimme, ihre Augen strahlen für das lyrische Ich eine überweltliche Licht- und Wärme aus. Besonders hervorgehoben wird ihre Einzigartigkeit („und sich nur gleicht sie, und nicht andern Frauen“).

Die Sprache des Gedichts weist typische Merkmale der Liebeslyrik auf. Die Frau wird idealisiert und vergleichend dargestellt, etwa mit einer Blume oder Heiligem in einer Frühlingsszenerie. Die Naturmetaphern und der Einsatz von Farben unterstreichen die Schönheit und Unschuld der Frau, die das lyrische Ich bewundert und belebt.

Formal handelt es sich bei diesem Gedicht, wie der Titel schon sagt, um ein Sonett. Ein Sonett ist eine strenge Gedichtform, die aus 14 Versen - hier in vier Strophen unterteilt - besteht. Die Reimstruktur und die Anzahl der Silben pro Vers unterliegen bestimmten Regeln, die jedoch in der Übertragung ins Deutsche nicht immer eindeutig nachvollzogen werden können.

Insgesamt handelt es sich bei „Sonett 127“ um ein typisches Beispiel für Petrarca'sche Liebeslyrik, in der tiefe Gefühle, Idealisierung der Geliebten und eine hohe sprachliche Kunstfertigkeit zusammenkommen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett 127“ des Autors Francesco Petrarca. Petrarca wurde im Jahr 1304 in Arezzo geboren. Im Zeitraum zwischen 1320 und 1374 ist das Gedicht entstanden. In Wien ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Spätmittelalter zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 106 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Francesco Petrarca sind „Sonett 12“, „Sonett 125“ und „Sonett 131“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 127“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 41 Gedichte vor.

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