Sonett 1 von Francesco Petrarca

Ihr, die in manchem Lied mich höret klagen,
Die Seufzer hört, die einst mein Herz genähret,
Als ich den Kelch des Jugendwahns geleeret,
Wo noch in mir ein andres Herz geschlagen;
 
Dem Unbestand der Reden und der Klagen,
Wie eitles Leid und Hoffen mich bethöret,
Wird der, dem Amor seine Macht bewähret,
Verzeihung, ja auch Mitleid nicht versagen.
 
Der Wahn entfloh — wie ich des Volkes Schwarme
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Für lange Zeit zur Fabel ward, so brenne
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Ich jetzt vor Schaam, wend’ ich den Blick zurücke.
 
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Mein Wahnsinn lohnt sich nun mit Schaam und Harme
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Und Reu’, und daß ich deutlich nun erkenne,
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Ein kurzer Traum sey, was die Welt entzücke.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett 1“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
108
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das vorgestellte Gedicht ist „Sonett 1“ von Francesco Petrarca, einem der wichtigsten literarischen Vertreter der italienischen Renaissance. Das Sonett wurde wahrscheinlich im 14. Jahrhundert verfasst.

Das Gedicht gibt auf den ersten Blick den Eindruck von Melancholie und Reue über vergangene Zeiten. Es scheint eine Reflexion auf die Jugend und die damit verbundenen Emotionen und Erfahrungen zu sein, einschließlich Verliebtheit und unerfüllter Liebe.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich zunächst diejenigen an, die es in seinen Liedern und Klagen gehört haben. Es spricht über die Gefühle und Leidenschaften, die es in der Vergangenheit genährt haben, als es von den Schwärmereien der Jugend betrunken war. Danach reflektiert das lyrische Ich die Illusionen und Unbeständigkeit dieser Emotionen und äußert die Hoffnung auf Vergebung und Mitgefühl für diese jugendlichen Torheiten. Im weiteren Verlauf drückt das lyrische Ich dann Scham und Reue über seinen vormaligen Wahn aus und erklärt, dass die Welt und ihre Freuden nur einen kurzlebigen Traum darstellen.

Die Form des Gedichts ist das Sonett, eine strenge lyrische Form, die aus vierzehn Versen besteht, normalerweise in zwei Quartetten (vierzeilige Strophen) und zwei Terzetten (dreizeilige Strophen) organisiert. Die Reimstruktur und der Rhythmus des Sonetts tragen zur dramatischen Stimmung des Gedichts bei.

Die Sprache des Gedichts ist reich an Metaphern und Symbolen. Es verwendet Begriffe wie „der Kelch des Jugendwahns“ und „der Amor seine Macht“ um die starken Emotionen und Leidenschaften der Jugend zu symbolisieren. Die Sprache ist formal und erhaben, was die Ernsthaftigkeit der Reflexion und das tiefe Bedauern des lyrischen Ichs unterstreicht. Ein besonders bemerkenswertes sprachliches Merkmal ist der Einsatz von Kontrasten, wie zum Beispiel zwischen Wahn und Reue, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, und zwischen der vergänglichen Welt und der ewigen Wahrheit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett 1“ des Autors Francesco Petrarca. Im Jahr 1304 wurde Petrarca in Arezzo geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1320 und 1374. Erschienen ist der Text in Wien. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Spätmittelalter zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 108 Worte. Die Gedichte „Sonett 127“, „Sonett 131“ und „Sonett 132“ sind weitere Werke des Autors Francesco Petrarca. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett 1“ weitere 41 Gedichte vor.

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