Sonett 12 von Francesco Petrarca

Wenn sie erscheinet unter andern Schönen,
Und Amors Huld im schönen Antlitz zeiget,
Dann, wie vor ihr sich jede Schönheit beuget,
So wächst in mir das liebevolle Sehnen.
 
Den Ort, die Stunde seegn’ ich dann mit Thränen,
Wo meinem Blick dieß Wunder sich gezeiget.
Ich sage mir, zum Dank das Herz geneiget,
Geehrt bin ich vor allen Erdensöhnen.
 
Von ihr hab’ ich die liebenden Gedanken,
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Die zu dem höchsten Gute mich erheben.
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Und wenig achten, was der Mensch begehret.
 
12 
Von ihr kommt’s, daß kein Opfer irrd’scher Schranken,
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Zur Sonn’ empor des Geistes Flügel schweben,
14 
Daß stolze Hoffnung meine Seele nähret.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett 12“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
102
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das Gedicht ist das zwölfte Sonett des italienischen Dichters Francesco Petrarca, der im 14. Jahrhundert lebte. Seine Arbeit stellt somit einen wichtigen Teil der italienischen und der allgemeinen europäischen Renaissance-Literatur dar.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das lyrische Ich sich intensiv und emotional einer Frau widmet, die offensichtlich von großer Bedeutung für ihn ist. Ihre Schönheit und ihre Ausstrahlung werden zeichnen sich deutlich in seiner Wahrnehmung ab, sie steht über allem und erhöht seinen Wert in seinen eigenen Augen („Geehrt bin ich vor allen Erdensöhnen“).

In einfachen Worten, das Gedicht handelt von der Verehrung von Schönheit und Liebe. Das lyrische Ich preist die Schönheit der Frau und die Gefühle, die sie in ihm hervorruft. Ihre Präsenz lässt es das weltliche Begehren vergessen und strebt nach höheren Zielen („Die zu dem höchsten Gute mich erheben.“, „Daß stolze Hoffnung meine Seele nähret.“). Ihre Schönheit regt Gedanken und Sehnsüchte im lyrischen Ich an und sie ist die Quelle seiner Inspiration und seiner spirituellen Erhebung.

Das Gedicht wurde im typischen Stil eines Sonetts geschrieben, mit vierzehn Versen, aufgeteilt in vier Strophen. Die ersten zwei Strophen bestehen aus vier Versen und die letzten zwei aus jeweils drei Versen. Von Form her entspricht es der italienischen Tradition der Sonette, besonders hervorzuheben ist die Oktave und das folgende, thematisch abgesetzte, Sextett.

Sprachlich besticht das Gedicht durch seine bildhafte und metaphorische Ausdrucksweise. Mit Anspielungen auf den klassischen Gott der Liebe, Amor, schafft Petrarca einen direkten Bezug zur antiken Literatur und Philosophie. Die verwendeten Symbole, wie „Amors Huld“, „Erdensöhnen“, „Opfer irrd’scher Schranken“ oder „Sonn’ empor des Geistes Flügel“, verleihen dem Gedicht eine gewisse Texttiefe und symbolisieren die Transzendenz der Liebe über das Irdische hinaus.

Insgesamt vermittelt das Gedicht eine starke Hingabe des lyrischen Ichs und eine Verehrung der Schönheit, die sich in einer tieferen emotionalen und spirituellen Erfahrung manifestiert. Petrarca drückt hier die Renaissance-Wiederbelebung der antiken Auffassung von Liebe als mächtige und erhebende Kraft aus, die nicht nur das individuelle Wohlbefinden, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes verbessern kann.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett 12“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Francesco Petrarca. Geboren wurde Petrarca im Jahr 1304 in Arezzo. In der Zeit von 1320 bis 1374 ist das Gedicht entstanden. In Wien ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Spätmittelalter zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 102 Worte. Weitere Werke des Dichters Francesco Petrarca sind „Sonett 134“, „Sonett 137“ und „Sonett 138“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 12“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 41 Gedichte vor.

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