Landmädchen von Robert Burns

Im Sommer, wenn das Heu gemäht,
Und Korn wogt grün auf jedem Feld,
Wenn bunte Blumen auf der Flur
Und Rosen blüh’n im Blätterzelt;
Da sprach die Bess, die Melkerin:
„Ich heirath’ nun – komm’ was da will!“
Doch Tante fuhr ihr durch den Sinn
Und sprach: Sitz’ noch ein Weilchen still!
 
Du hast der Freier Viele ja
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Und bist ja noch so jung und schmal;
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Wart’ noch ein Weilchen, sag’ ich Dir,
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Und triff dann eine gute Wahl:
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Da ist der John von Buskie-Thal,
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Voll ist sein Stall, voll seine Scheu’r,
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Nimm’s an von mir und hör’ mich ’mal,
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Der Wohlstand schürt des Mannes Feu’r.
 
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„Der Johnnie von dem Buskie-Thal,
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Der ist mir aber fürchterlich,
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Er liebt sein Korn und liebt sein Vieh,
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Da bleibt ihm keine Lieb’ für mich.
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Doch froh lacht Robie’s Augenpaar,
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Von Lieb’ sprach er mir manches Mal;
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Für einen Blick geb’ ganz und gar
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Ich Dir den John vom Buskie-Thal!“
 
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O, thöricht Mädchen, o bedenk’,
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Damit Du’s zu bereu’n nicht hast,
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Das Leben ist ein ew’ger Streit,
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Und Hunger ist ein schlimmer Gast.
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Doch der giebt aus und der nimmt ein,
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Und Jeder macht es wie er’s will;
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Was Du Dir einbrockst, Mägdelein,
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Wirst Du einst essen, thränenstill.
 
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„Mit Reichthum kauft man Hof und Land,
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Mit Reichthum kauft man schönes Vieh,
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Doch, ach, ein Herz mit Liebe d’rin
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Kauft man mit allem Reichthum nie.
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Wir mögen arm sein alle Beid’,
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Doch, wenn man liebt, dann geht es schon;
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Zufriedenheit giebt Glück und Freud’ –
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Und die blüh’n nicht auf manchem Thron. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Landmädchen“

Autor
Robert Burns
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
266
Entstehungsjahr
1792
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Landmädchen“ wurde von Robert Burns verfasst, einem bedeutenden Dichter aus Schottland, der im Zeitraum von 1759 bis 1796 gelebt hat. Daher lässt es sich historisch der Epoche der Aufklärung zuordnen.

Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht den Eindruck einer pastoralen Geschichte, die sich in einer ländlichen Umgebung abspielt, wobei die Figur des Landmädchens im Zentrum steht. Es scheint, als würde das Gedicht eine tiefgründige und wohlwollende Betrachtung von Liebe und materiellem Wohlstand darlegen.

Das lyrische Ich berichtet über eine junge Frau auf dem Land, die den Wunsch ausspricht, zu heiraten. Während eine ältere Verwandte sie warnt, einen wohlhabenden Mann zu heiraten, zieht das Mädchen einen weniger reichen Mann vor, den sie liebt. Das lyrische Ich scheint durch das Gedicht zu vermitteln, dass Liebe und Zufriedenheit wichtiger sind als materieller Reichtum.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Oktaven, wobei die Struktur durchgehend beibehalten wird. Es lässt sich kein festes Reimschema feststellen, was darauf hindeutet, dass der Fokus auf dem Inhalt und der Botschaft liegt. Die Sprache ist schlicht und verständlich gehalten, um eine klare Aussage zu ermöglichen.

Die im Gedicht enthaltene Botschaft ist eine zeitlose, die auch heute noch relevant ist. Es geht um die Wahl zwischen materiellem Wohlstand und echter, tiefer Liebe. Das „Landmädchen“ entscheidet sich für die Liebe, weil sie glaubt, dass sie mit ihr, auch wenn sie Arm sind, glücklich sein kann. Ein gewisser Kritikpunkt könnte sein, dass das Gedicht eine recht romantisierte und idealisierte Sicht auf die Liebe vermittelt und die Notwendigkeiten des Alltags und der materielle Überlebenskampf eher ausgeblendet werden. Dennoch bleibt die Botschaft von Burns' Gedicht klar: Echte Liebe hat einen höheren Wert als jeglicher materielle Reichtum.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Landmädchen“ ist Robert Burns. Der Autor Robert Burns wurde 1759 in Alloway (Ayrshire) geboren. 1792 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 266 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Der Dichter Robert Burns ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Auge voll Thränen“, „Das süße Liebchen“ und „Daß das Weib sich nicht beklage“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Landmädchen“ weitere 101 Gedichte vor.

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