An die Engel von Heinrich Heine

Das ist der böse Thanatos,
Er kommt auf einem fahlen Roß;
Ich hör’ den Hufschlag, hör’ den Trab,
Der dunkle Reiter holt mich ab –
Er reißt mich fort, Mathilden soll ich lassen,
O, den Gedanken kann mein Herz nicht fassen!
 
Sie war mir Weib und Kind zugleich,
Und geh’ ich in das Schattenreich,
Wird Wittwe sie und Waise sein!
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Ich lass’ in dieser Welt allein
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Das Weib, das Kind das, trauend meinem Muthe,
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Sorglos und treu an meinem Herzen ruhte.
 
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Ihr Engel in den Himmelshöhn,
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Vernehmt mein Schluchzen und mein Flehn;
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Beschützt, wenn ich im öden Grab,
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Das Weib, das ich geliebet hab’;
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Seid Schild und Vögte Eurem Ebenbilde,
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Beschützt, beschirmt mein armes Kind, Mathilde.
 
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Bei allen Thränen, die Ihr je
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Geweint um unser Menschenweh,
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Beim Wort, das nur der Priester kennt
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Und niemals ohne Schauder nennt,
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Bei Eurer eignen Schönheit, Huld und Milde,
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Beschwör’ ich Euch, Ihr Engel, schützt Mathilde.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „An die Engel“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
151
Entstehungsjahr
1851
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das abgedruckte Gedicht „An die Engel“ stammt von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter und Schriftsteller der Romantik, welcher von 1797 bis 1856 gelebt hat.

Im ersten Augenblick entsteht beim Lesen ein melancholischer, emotional aufgeladener Eindruck durch den düsteren Inhalt und eindringlichen Ton.

Von Beginn an deutet der Dichter auf das Unvermeidliche hin: der Tod, personifiziert durch Thanatos, ein fahles Ross reitend, naht. Das lyrische Ich hört den Hufschlag und weiß, dass dieser Tod, der „dunkle Reiter“, ihm keinen Aufschub gewähren wird. Doch der Gedanke, das Leben, insbesondere seine geliebte Mathilde, zurücklassen zu müssen, belastet sein Herz.

Die Bedeutung Mathildes wird im weiteren Verlauf des Gedichts noch deutlicher. Sie war nicht nur seine Frau, sondern auch das symbolische Kind - sein liebstes Wesen, welches „sorglos und treu“ an seinem Herzen zu ruhen scheint. Der bevorstehende Tod wird sie zu einer Witwe und somit zur Verwaisten machen.

In seiner Todesangst wendet sich das lyrische Ich in flehentlicher Bitte an die Engel, seine geliebte Mathilde nach seinem Tode zu schützen und als ihre Schirmherren zu wirken. Dabei beschwört er die Engel bei ihren eigenen Qualitäten - Schönheit, Gnade und Sanftmut - die Mathilde zu beschützen.

Das Gedicht hat vier Strophen, jede mit sechs Versen, und entspricht daher einem sonettähnlichen Formschema. Die Sprache ist direkt, emotional und bildhaft, und kennzeichnet die innige Bindung zwischen dem lyrischen Ich und seiner geliebten Mathilde und seine fast verzweifelte Bitte an die Engel. Sie erzeugt ein Gefühl tiefer Traurigkeit, das durch den ständigen Hinweis auf den Tod und seine Auswirkungen auf die verbleibenden Lieben verstärkt wird.

Insgesamt ist dieses Gedicht ein eindrucksvolles Zeugnis von Heines Fähigkeit, tiefe Emotionen auszudrücken und große Themen wie Liebe, Tod und die Sorgen um geliebte Menschen mit intensiver sprachlicher Bildhaftigkeit zu behandeln. Dabei ist es wichtig, zu bedenken, dass zu Heines Zeit der Tod und der Umgang mit ihm viel präsenter waren als heute, was seinen poetischen Ausdruck noch stärker macht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An die Engel“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. 1851 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Hamburg. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 151 Worte. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Ahnung“, „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“ und „Almansor“. Zum Autor des Gedichtes „An die Engel“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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