In H. Johann Christoph von Schönborn / in Schönborn vnd Zissendorff / Stambuch von Andreas Gryphius

WIr Armen! ach wie ists so bald mit vns gethan!
Wie plötzlich wird vns offt / worauff wir Menschen dencken /
(Der Sinnen Wuntsch) verkehrt. Wir pflegen vns zu kräncken /
Doch / wer bringt von der Klipp den vnverletzten Kahn?
Wir fechten leider hier / all vnter einer Fahn
Der Eitelkeit! was steht / kan plötzlich sich verlencken /
Vnd sich vnd dich in Ach vnd herbes Trauren sencken.
Wir tretten alle schon die raue todten Bahn.
Was itzund herrlich blüht / wird auff die Nacht erbleichen.
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Die / vor den alles beb’t / die an die Sternen reichen /
11 
Die werden Morgen Koth / vnd Staub vnd Aschen seyn.
12 
Wol disem / dessen Geist sich keine Noth läst zwingen.
13 
Wol dem / der vnverzagt kan durch die Schrancken dringen
14 
In den vns sterben trotzt / vnd Fleisch vnd grimme Pein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „In H. Johann Christoph von Schönborn / in Schönborn vnd Zissendorff / Stambuch“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
128
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht stammt von dem deutschen Dichter Andreas Gryphius, der von 1616 bis 1664 lebte und zu den bedeutendsten Vertretern des Barocks zählt. Vor dem Hintergrund dieses Zeitraumes und der Tatsache, dass Gryphius mitten im Dreißigjährigen Krieg schrieb, finden sich in dem Gedicht deutliche Anzeichen der typischen Barockthematik rund um Vergänglichkeit und der pessimistischen Sicht auf das weltliche Leben.

Auf den ersten Blick fällt die Dramatik und eine gewisse Schwere auf, die das Gedicht umgibt und an das schwierige Zeitalter, in dem Gryphius lebte, erinnert.

Das lyrische Ich beschreibt in dem Gedicht das menschliche Dasein als tragisch und voller Leiden. Es betont, wie schnell und unerwartet das Schicksal den Menschen treffen kann und wie flüchtig und eitel das Leben ist, das wir alle unter der Flagge der Vergänglichkeit verbringen. Es hebt die Unabwendbarkeit des Todes hervor und die Heftigkeit, mit der das, was früher voller Leben und Schönheit war, in Asche verwandelt wird. Doch trotz der dunklen Darstellung, endet das Gedicht mit einer hoffnungsvollen Wendung: Es lobt die unerschrockenen Geister, die tapfer gegen die Schranken des Sterbens und des Leidens ankämpfen.

In Bezug auf Form und Sprache folgt das Gedicht dem sonnettypischen Schema mit vierzehn Versen. Gryphius bedient sich schlichter, aber wirkungsvoller Bilder und Metaphern, um seine Botschaft zu vermitteln. Das Schiff (Vers 4), das auf Klippen zusteuert und das plötzlich verblühende statt blühende Leben (Vers 9-11) sind eindringliche Symbole für Verlust und Vergänglichkeit. Der Ausdruck „die raue todten Bahn“ (Vers 8) ist ein starkes Bild für den unausweichlichen Weg zum Tod, den alle Menschen beschreiten müssen. Die Sprache ist durch die Verwendung des Frühneuhochdeutschen altmodisch und erfordert teilweise eine genaue Lektüre, um verstanden zu werden. Insgesamt ist das Gedicht geprägt von einer melancholisch-dramatischen Stimmung und durchzogen von der barocken Weltanschauung der Vanitas, der Vergänglichkeit aller irdischen Dinge.

Weitere Informationen

Das Gedicht „In H. Johann Christoph von Schönborn / in Schönborn vnd Zissendorff / Stambuch“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Andreas Gryphius. Im Jahr 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1658 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Breßlau. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei dem Schriftsteller Gryphius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis etwa 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei weitere Abschnitte unterteilen: Spät-, Hoch- und Frühbarock. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden große Teile Deutschlands zerstört. Die Bevölkerung, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Provinz und Hof geprägt, litt folglich unter den immensen Auswirkungen des Krieges. Viele Menschen starben an den Folgen des Krieges und der Pest. Die Literaturepoche des Barocks wurde davon maßgeblich beeinflusst. Die Literatur im Barock ist stark geprägt von der Antithetik. Das bedeutet, die Menschen der damaligen Zeit nahmen ihre Welt als gegensätzlich und widersprüchlich war. Das Leben der einfachen Bevölkerung war von Armut geprägt. An den Fürstenhöfen herrschten jedoch Verschwendung und Luxus. In Deutschland führte der Barock zu einer Ablösung der lateinischen Sprache im Schriftwerk - einschließlich der philosophischen und wissenschaftlichen Literatur - durch die deutsche Sprache. Zu den namhaften Dichtern des Barocks zählen beispielsweise: Martin Opitz, Casper von Lohenstein, Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Paul Fleming, Caspar Ziegler, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und Angelus Silesius.

Das vorliegende Gedicht umfasst 128 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Andreas Gryphius sind „An Gott den Heiligen Geist“, „An Gott den Heiligen Geist“ und „An H. Christoph von Dihr“. Zum Autor des Gedichtes „In H. Johann Christoph von Schönborn / in Schönborn vnd Zissendorff / Stambuch“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 463 Gedichte vor.

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