An Gott den Heiligen Geist von Andreas Gryphius

O Feuer wahrer Lieb! O Brunn der guten Gaben!
O Meister aller Kunst! O Höchste Heiligkeit!
O dreymal grosser Gott! O Lust / die alles Leid
Vertreibt! O keusche Taub! O Furcht der Höllen Raben!
Die / ehr das wüste Meer / mit Bergen rings vmbgraben /
Ehr Lufft vnd Erden ward / ehr das gestirnte Kleid
Dem Himmel angelegt / vor anbegin der Zeit /
Die zwey / die gantz dir gleich / von sich gelassen haben.
O Weißheit ohne maß; O reiner Seelen Gast!
10 
O teure Gnaden-Qvell’ / O Trost in herber Last!
11 
O Regen / der in Angst mit Segen vns befeuchtet!
12 
Ach laß ein Tröpfflein nur von deinem Lebens-Tau
13 
Erfrischen meinen Geist! Hilff daß ich doch nur schau’
14 
Ein Füncklein deiner Glutt! so bin ich gantz erleuchtet.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „An Gott den Heiligen Geist“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
120
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Andreas Gryphius, ein deutscher Dichter und Dramatiker der Barockzeit, der von 1616 bis 1664 lebte, verfasste das Gedicht „An Gott den Heiligen Geist“. Auf den ersten Blick lässt sich eine starke religiöse Bindung und ein intensives Streben nach göttlicher Erleuchtung erkennen.

Inhaltlich beinhaltet das Gedicht eine Verehrung und Anrufung des Heiligen Geistes, den Gryphius in überreichlicher Weise lobpreist. Das lyrische Ich in diesem Gedicht spricht den Heiligen Geist direkt an und betont mehrfach seine göttlichen Eigenschaften. Dabei scheint das lyrische Ich sich nach einer Berührung oder Erleuchtung durch den Heiligen Geist zu sehnen. Die Zeilen 12 bis 14 verdeutlichen diesen Wunsch und das lyrische Ich bittet um göttliche Hilfe und Erleuchtung.

Die Form des Gedichts lässt sich mit 14 Versen als Sonett erkennen. Die Sprache ist altertümlich und entspricht dem damaligen Barockstil. Gryphius verwendet eine reiche und bildhafte Sprache, um seine Verehrung des Heiligen Geistes Ausdruck zu verleihen. So wird der Heilige Geist unter anderem als „Feuer wahrer Liebe“, „Brunn der guten Gaben“ oder „Regen“ beschrieben, der uns in Zeiten der Angst mit Segen erfrischt.

Die Verwendung der Sprache ist beeindruckend und illustriert Gryphius' tiefe Frömmigkeit und seinen Wunsch, die Divine zu erfahren. Auch die Metaphern wie „O Regen, der in Angst mit Segen uns befeuchtet“ und „O Füncklein deiner Glutt“ zeigen die innige Sehnsucht des lyrischen Ichs nach einer Berührung durch den Heiligen Geist und nach spiritueller Erleuchtung. Der intensive Wunsch nach göttlicher Erleuchtung ist typisch für die Barockzeit, in der das Streben nach Transzendenz und dem Überirdischen groß war. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Gryphius' Gedicht „An Gott den Heiligen Geist“ ein exemplarisches Beispiel für die tiefgreifende Religiosität und das Streben nach göttlicher Erleuchtung in der Barockzeit ist.

Weitere Informationen

Andreas Gryphius ist der Autor des Gedichtes „An Gott den Heiligen Geist“. 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. 1658 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Breßlau. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Bei Gryphius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Barock stammt vom portugiesischen Wort „barroco“ ab und bedeutet so viel wie „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock im Sinne eines Adjektivs wurde anfänglich abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Epochenbezeichnung setzte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch und gibt der Literaturepoche zwischen 1600 und 1720 den Namen. Durch die Pest starben etwa 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verfall im Deutschen Reich. Trotzdem lebten die Fürsten einen ausschweifenden und überaus luxuriösen Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Krieg, um eine Neugliederung der Gebiete vorzunehmen und ihre Macht auszubauen und zu festigen. Es herrschte in der Literaturepoche des Barocks ein antithetisches Weltbild. Luxus und Verschwendung der Adeligen standen Leid und Armut innerhalb der einfachen Bevölkerung gegenüber. Die Literatur im Barock war ebenso gekennzeichnet von inhaltlichen Widersprüchen. Jenseits und Diesseits standen sich ebenso gegenüber wie Ernst und Spiel oder etwa Sein und Schein. In Deutschland kam es durch den Barock zu einer Ablösung des Lateinischen im Schriftwerk - einschließlich der philosophischen und wissenschaftlichen Literatur - durch das Deutsche. Wichtige Autoren des Barocks waren beispielsweise: Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Christian Weise und Andreas Gryphius.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 120 Worte. Der Dichter Andreas Gryphius ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Welt“, „An sich Selbst“ und „Auff den Sontag deß ernehrenden Versorgers / oder VII. Sontag nach dem Fest der H. Dreyeinigkeit / Marc. 8.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Gott den Heiligen Geist“ weitere 463 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Andreas Gryphius

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Andreas Gryphius und seinem Gedicht „An Gott den Heiligen Geist“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Andreas Gryphius (Infos zum Autor)

Zum Autor Andreas Gryphius sind auf abi-pur.de 463 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.