Gryphius, Andreas - Es ist alles eitel (Gedichtanalyse)

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Andreas Gryphius, Gedichtinterpretation, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Gryphius, Andreas - Es ist alles eitel (Gedichtanalyse)
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Referat

„Es ist alles eitel“ von Andreas Gryphius

Es ist alles eitel
von Andreas Gryphius

Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.
 
Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
 
Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.
10 
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
11 
Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,
 
12 
Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
13 
Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t.
14 
Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!

(„Es ist alles eitel“ von Andreas Gryphius ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.3 KB) zur Unterstützung an.)

Das Petraca-Sonett „Es ist alles eitel“ von Andreas Gryphius aus dem Jahr 1663 handelt von der Vergänglichkeit aller Dinge und unterliegt dem für das Barock typischen Vanitasmotiv. In seinem Gedicht beschreibt er, wie der Mensch das Diesseits zerstört und sich auf unwichtige und unbeständige Dinge konzentriert. Gryphius fordert den Leser auf, sich auf das Wichtige zu besinnen, also auf Gott oder eine andere transzendente Macht, da nur das Jenseits ewig ist.

Im Folgenden wird das Gedicht „Es ist alles eitel“ von Andreas Gryphius linear interpretiert und unter Berücksichtigung des Vanitasmotivs analysiert.

In der ersten Strophe leitet das lyrische Ich die Leser in das Thema Vanitas ein und beschreibt die Vergänglichkeit, die für jeden Menschen offensichtlich sichtbar ist. Es geht auf die Entstehung des Diesseits und die Zerstörung des Jenseits ein und stellt dar, wie die gegenwärtige Kultur zur zukünftigen Natur wird.

In der zweiten Strophe macht das lyrische Ich deutlich, dass alles auf der Welt zerstörbar und dem Untergang geweiht ist. Unabhängig davon, wie unzerbrechlich und beständig etwas zu sein scheint, wie z.B. Erz und Marmorstein, bleibt nichts davon für immer erhalten.

In der dritten Strophe schreibt Gryphius, dass der Ruhm, mit dem sich die Menschen schmücken, ungerechtfertigt ist. Er macht sich über die Naivität und den Irrglauben der Menschen lustig.

In der vierten Strophe betont er weiter die Unwichtigkeit dessen, was wir als wichtig erachten. Er gibt einen Hinweis auf die richtige Richtung, die als die einzige ewig besteht.

Das Gedicht ist ein Petraca-Sonett, das auf den Aufbau und die Ordnung der Strophen und Verse Bezug nimmt.

Die erste und zweite Strophe bestehen jeweils aus Quartetten, während die dritte und vierte Strophe zwei Terzette bilden. Die Reimformen in den Quartetten sind jeweils ein umarmender Reim, während in den Terzetten ein Schweifreim vorliegt, bei dem sich die letzten Verse über die Strophen hinweg reimen.

Überwiegend einheitlich ist die Form, was gut zum Ordnungs- und Strukturzwang des Barock passt. Es gibt nur zwei Zeilensprünge, zwischen den Versen 2 und 4 sowie 11 und 13.

Das Metrum des Sonetts ist ein sechshebiger Jambus, der Alexandriner, der sich über das gesamte Gedicht erstreckt. Dies hat eine treibende Wirkung, die die Vergänglichkeit unterstreicht. In den meisten Versen gibt es eine Mittelzäsur nach der dritten Hebung, die für Struktur und Ordnung sorgt und eine inhaltliche Trennung des vorderen und hinteren Teils des Verses hervorruft. Diese beiden Teile des Verses mit Mittelzäsur zeichnen sich durch eine starke Antithetik aus.

Die Kadenzen des Sonetts folgen dem Reimschema, was zu einem regelmäßigen Wechsel zwischen betonten und unbetonten Silben führt. Diese Abwechslung von männlichen und weiblichen Kadenzen nennt man alternierendes Metrum.

Das Thema des Gedichts ist die Vergänglichkeit, die durch verschiedene Stilmittel ausgedrückt wird. Ein Beispiel für die Antithetik ist die Zeile „Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein“ (V. 2). Ein Parallelismus ist in den Zeilen „Was itz(t) so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein“ (V. 6) zu erkennen. Es gibt auch eine Anapher in den Zeilen „Was itz(t)“ (V. 5-6) und „Als...“ (V. 12-13), die die beiden Verse verbindet und ihre Gleichartigkeit betont.

In Vers 3 ist „Städte stehn“ eine eindeutige Alliteration, genauso wie in Vers 12 mit „Schatten, Staub“. Beide Worte beginnen mit dem Buchstaben „S". Sie sind beide vergänglich und flüchtig, weshalb die Alliteration in Vers 12 auch als Metapher interpretiert werden kann. Denn Schatten bleibt nicht an einem Ort, Staub hingegen ist leicht entfernbar. Dies deutet auf das Vanitasmotiv hin. „Schatten, Staub und Wind“ in Vers 12 bilden auch ein Asyndeton, was durch Kürze und Verknappung eine große Prägnanz erzeugt. Dadurch hat die Aussage eine stärkere Wirkung auf den Leser. „Schatten, Staub und Wind“ stellen auch eine offensichtliche Akkumulation dar. Der Oberbegriff „Nichtigkeit“ verdeutlicht, wie schnell etwas, das so wichtig erscheint, verschwinden kann.

In Vers 8 findet sich die Personifikation „Itzt lacht das Glück uns an“. Hier wird dem Glück die menschliche Eigenschaft des Lachens zugeordnet, was das Glück auf eine doppelt positive Art und Weise darstellt. Diese Personifikation stellt auch einen Pleonasmus dar. Das Verb „donnern“ (V. 8) ist eine Onomatopoesie, bei der das nicht sprachliche Geräusch verschriftlicht wird, was dem Vers eine kräftigende Wirkung verleiht. In Bezug auf den ganzen Vers steht das extreme Glück im Kontrast zu den donnernden Beschwerden, es liegt somit eine starke Antithese vor.

In Vers 10 wird „leichter Mensch“ als Subjekt dem Objekt „Spiel der Zeit“ durch Inversion nachgestellt, was den Eindruck erweckt, dass der Mensch vollständig der Zeit unterworfen ist. Zudem enthält Vers 10 zwei Metaphern: „das Spiel der Zeit“ und „der leichte Mensch". Sie regen den Leser zum Nachdenken über den Bezug des endlich lebenden Menschen zur unendlich bestehenden Zeit an.

Der gesamte Vers 10 ist eine rhetorische Frage („Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?“). Sie ist ein Appell an die Menschheit, sich mit der Sterblichkeit auseinanderzusetzen, aber sich nicht von ihr beherrschen zu lassen. Hier kann man auch das Motiv „Carpe diem“ finden, das den Leser dazu anregt, die Frage auf sein eigenes Leben im Bezug auf die Zeit zu beziehen.

Die „schlechte Nichtigkeit“ in Vers 12 ist ein Pleonasmus, da „Nichtigkeit“ bereits etwas Schlechtes beschreibt und das Wort „schlecht“ daher überflüssig ist. Der Pleonasmus verdeutlicht, in welcher schlechten Zeit sich Gryphius befand und verschlechtert die Darstellung der Nichtigkeit und stellt „Schatten, Staub und Wind“ als etwas Negatives dar. Außerdem verstärkt er die emotionale Betonung des Schlechten. Der Autor kritisiert die materielle Besessenheit der Menschen und betont damit die Vergänglichkeit und Bedeutungslosigkeit materieller Güter.

Es gibt einige epochenspezifische Elemente, wie zum Beispiel das Vanitasmotiv, das die Vergänglichkeit thematisiert.

Zusammenfassend kann man sagen, dass nichts für immer Bestand hat. Das lyrische Ich appelliert an die Menschheit, sich Gott zuzuwenden, da das Jenseits das einzig Ewige sei. Meiner Meinung nach hat Gryphius mit seinem Gedicht ein beachtenswertes Werk geschaffen.

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