Idealer Wert von Heinrich Kämpchen
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Hätte nur das Nützliche allein |
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Recht zu vollem Wachstum und Gedeih’n, |
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Müßte manche schöne Blüte sterben, |
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Müßte manche Blume sich entfärben – |
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Kunst und Künstler, nach realem Schluß, |
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Wären völlig Ueberfluß. – |
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Arme Nachtigall, was schafft dein Lied, |
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Wenn man auf den Nutzen sieht? – |
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Einen Blick nur wirf auf uns’re Tenne, |
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Tief beschämen muß dich jede Henne – |
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Unmelodisch klingt ihr Gackerschrei, |
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Doch sie legt ein Ei dabei. – |
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Rose sprich, was nützt dein süßer Duft? – |
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Ein Gemeingut für die Luft, |
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Ist er jedem Winde untertänig |
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Und ein jeder nascht von ihm ein wenig. – |
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Nein, da lob’ ich den Kartoffelstrauch, |
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Mit den Blüten trägt er Knollen auch. – |
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Holde Kunst, wie würd’ es dir ergeh’n, |
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Müßtest du der Dummheit Rede steh’n? – |
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Ohne Grübeln, ohne Kopfzerbrechen, |
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Würde schnell sie dir dein Urteil sprechen |
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Und es hieße: Weg von meinem Herd! |
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Das Reale nur hat für mich Wert. – |
Details zum Gedicht „Idealer Wert“
Heinrich Kämpchen
4
24
145
1909
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Idealer Wert“ stammt von Heinrich Kämpchen, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der im Zeitraum von 1847 bis 1912 lebte. Damit lässt sich das Gedicht in die Epoche des Realismus einordnen, in welcher die Künstler versuchten, die Realität so genau wie möglich abzubilden.
Schon beim ersten Lesen wird klar, dass Kämpchen in seinem Gedicht den Konflikt zwischen Nutzen und Ästhetik thematisiert. Die Frage, ob etwas nur dann Wert hat, wenn es praktischen Nutzen hat, oder ob die reine Schönheit und Ästhetik einer Sache ebenfalls einen Wert darstellt, steht im Mittelpunkt.
Kämpchen verwendet in seinem Gedicht verschiedene Natursymbole, um diesen Gedanken zu illustrieren und dabei das lyrische Ich als Sprachrohr zu nutzen. Im ersten Abschnitt betont das lyrische Ich, dass viele schöne Dinge sterben müssten, wenn nur das Nützliche zählt. Im zweiten Abschnitt wird der Gesang einer Nachtigall mit dem pragmatischen Wert einer Eier legenden Henne verglichen. Die Rose und der Kartoffelstrauch in der dritten Strophe stehen erneut für den Kontrast zwischen Ästhetik und Nutzen. In der vierten und letzten Strophe wendet sich das lyrische Ich direkt an die Kunst und stellt die Frage, wie die Kunst unter einer rein utilitaristischen Perspektive betrachtet würde.
Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit je sechs Versen. Es verwendet einen einfachen und klaren Sprachstil, der auf Metaphern und Vergleiche setzt, um seine Botschaft zu vermitteln. Die Sprache ist dabei anschaulich und lebendig, auch dank der rhetorischen Fragen, die der Autor dem Leser stellt. Die Form des Gedichts ist regelmäßig, was eine gewisse Stabilität und Ordnung vermittelt. Gleichzeitig ist das Fehlen von Reim und Rhythmus auffällig, was den Nachdruck auf die inhaltliche Aussage des Gedichts legt.
Insgesamt macht das Gedicht deutlich, dass das Streben nach reinem Nutzen das Schöne und Ästhetische verdrängt. Der Autor hinterfragt damit den Wert von Kunst und Schönheit in einer von Nutzen und Effizienz getriebenen Welt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Idealer Wert“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Kämpchen. Kämpchen wurde im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1909. Erschienen ist der Text in Bochum. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 145 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Kämpchen sind „Am Rhein“, „Am Weinfelder Maar“ und „Am goldenen Sonntag“. Zum Autor des Gedichtes „Idealer Wert“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 165 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Kämpchen sind auf abi-pur.de 165 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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