Ich möchte weinen, doch ich kann es nicht von Heinrich Heine
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Ich möchte weinen, doch ich kann es nicht; |
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Ich möcht’ mich rüstig in die Höhe heben, |
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Doch kann ich’s nicht; am Boden muß ich kleben, |
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Umkrächzt, umzischt von ekelm Wurmgezücht. |
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Ich möchte gern mein heitres Lebenslicht, |
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Mein schönes Lieb, allüberall umschweben, |
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In ihrem selig süßen Hauche leben, – |
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Doch kann ich’s nicht, mein krankes Herze bricht. |
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Aus dem gebrochnen Herzen fühl’ ich fließen |
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Mein heißes Blut, ich fühle mich ermatten, |
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Und vor den Augen wird’s mir trüb und trüber. |
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Und heimlich schauernd sehn’ ich mich hinüber |
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Nach jenem Nebelreich, wo stille Schatten |
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Mit weichen Armen liebend mich umschließen. |
Details zum Gedicht „Ich möchte weinen, doch ich kann es nicht“
Heinrich Heine
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14
100
1817–1821
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht stammt von Heinrich Heine, einem wichtigen deutschen Dichter der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der insbesondere für seine Gedichte und Prosa bekannt ist. Vor dem Hintergrund der Zeit seiner Romantik, in der Heine schrieb, sowie seiner jüdischen Herkunft und des stetigen Ringens um Anerkennung in der deutschen Gesellschaft, kann das Gedicht als Spiegel seiner inneren Zerrissenheit gesehen werden.
Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen sehr melancholischen und verzweifelten Eindruck. Das lyrische Ich scheint in einem Zustand tiefster Verzweiflung zu sein und spricht über körperliche und emotionale Schmerzen sowie das Verlangen nach Tod.
In Bezug auf den Inhalt drückt das lyrische Ich in den ersten beiden Versen aus, dass es weinen möchte, aber nicht kann und sich gerne erhöhen würde, aber dazu nicht in der Lage ist. In den folgenden Versen bringt es zum Ausdruck, dass es sein Leben verbreiten möchte, es aber wegen seines gebrochenen Herzens nicht kann. Schließlich werden seine Gefühle noch intensiver, wenn es schildert, wie es sein eigenes Herz bluten fühlt und wie es sich nach dem Tod sehnt.
Auf formal-sprachlicher Ebene folgt das Gedicht nicht einem strikten Reimschema und ist freien Versen geschrieben, was das chaotische Gefühl von Traurigkeit und Verzweiflung widerspiegelt. Die intensive und zutiefst emotionale Sprache, gepaart mit der Dunkelheit der Thematik, spiegelt das Gefühl des Verlusts und der Hoffnungslosigkeit wider, das das lyrische Ich wiederholt zum Ausdruck bringt. Die metaphorische Verwendung von Naturbildern wie „Wurmgezücht“ oder „Nebelreich“ dient auch dazu, das Gefühl der Lähmung und Niedergeschlagenheit zu verstärken, in das sich das lyrische Ich versetzt sieht.
Insgesamt stellt Heine mit diesem Gedicht sowohl seine Fähigkeit als Dichter zur Schau, komplexe Emotionen mit intensiver Sprache auszudrücken, als auch seine innere Verzweiflung und Zerrissenheit, insbesondere angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen er sich konfrontiert sah.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Ich möchte weinen, doch ich kann es nicht“ ist Heinrich Heine. Geboren wurde Heine im Jahr 1797 in Düsseldorf. Im Jahr 1821 ist das Gedicht entstanden. Hamburg ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 100 Worte. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Alte Rose“, „Altes Lied“ und „Am Golfe von Biskaya“. Zum Autor des Gedichtes „Ich möchte weinen, doch ich kann es nicht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.
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