Hexenfund von Friedrich von Matthisson
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Endlich, alte Wundergerte, |
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Ueber ein Jahrtausend |
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Nur in Gräbern hausend, |
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Hobst du dich ans Licht hervor: |
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Furchtbar krachte das gesperrte |
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Geisterthor. |
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Wahrlich, als wir Hexenjünger, |
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Dich auf Alraunbeeten |
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Ahndungsvoll erspähten, |
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Waltete mit unsrer Schaar |
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Salomos erhabner Finger |
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Unsichtbar. |
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In des Erdballs Mittelpunkte, |
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In des Mondes Grüften, |
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In der Sterne Klüften, |
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Herrscht allmächtig auf und ab |
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Der in Drachenblut getunkte |
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Zauberstab. |
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Ziehn wir, nach der hohen Weise |
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Aechter Spukvollstrecker, |
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Nun um Todtenäcker, |
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Bey des Abgrunds Melodey, |
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Der geheimnißschwangern Kreise |
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Dreimal drei. |
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Treu dem Saz der Meistergilde, |
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Laßt, aus Memfis Tiefen, |
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Dunkle Hieroglyfen |
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Eng’ uns um die Zirkel reihn, |
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Und zum Weihaltare bilde |
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Sich Gebein. |
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Wann die Leichensteine beben, |
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An des Kirchhofs Eiben |
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Sich die Blätter sträuben, |
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Und aus morscher Särge Nacht |
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Sieben Flämmchen bläulich schweben. |
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Ist’s vollbracht. |
Details zum Gedicht „Hexenfund“
Friedrich von Matthisson
6
36
127
1799
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Hexenfund“ wurde von dem deutschen Lyriker und Schriftsteller Friedrich von Matthisson verfasst, der von 1761 bis 1831 lebte. Daher lässt es sich zeitlich der Epoche der Romantik zuordnen, welche von etwa 1795 bis 1848 andauerte.
Beim ersten Lesen fallen die düster-mystische Atmosphäre sowie die Thematisierung von Hexerei und Zauber auf, die wohl typisch für die Romantik und ihre Vorliebe für das Übernatürliche, das Geheimnisvolle und das Dunkle sind.
Das Gedicht erzählt in metaphorischer Sprache von der Entdeckung und Nutzung einer mächtigen, zauberischen Kraft, die lange Zeit verborgen und vergessen war. Das lyrische Ich beschreibt, wie es und seine Gefährten diese Kraft mit Ehrfurcht und Staunen betrachten, wie sie in allen Bereichen des Universums wirkt und wie sie rituell genutzt wird, um ein ungenanntes Ziel zu erreichen.
Die Form des Gedichts ist streng: Jede Strophe besteht aus sechs Versen und das gesamte Gedicht aus sechs Strophen. Auf den ersten Blick erkennt man kein durchgehendes Reimschema, aber eine gewisse Melodik und Rhythmik zieht sich durch das Gedicht, was einen beinahe hypnotischen Effekt erzielt, passend zum Thema Hexerei.
Die Sprache des Gedichts ist äußerst bildhaft und reich an metaphorischen Ausdrücken: „alte Wundergerte“, „Geisterthor“, „Hexenjünger“, „Todtenäcker“, „Särge Nacht“, etc. Diese Metaphern dienen dazu, die mystische, geheimnisvolle Atmosphäre zu verstärken und die zauberische Kraft greifbarer zu machen. Gleichzeitig tragen sie zur Vielschichtigkeit des Gedichts bei, indem sie es dem Leser ermöglichen, eigene Interpretationen zu finden und das Gedicht auf verschiedenen Ebenen zu lesen. Einige dieser Metaphern sind auch Anspielungen auf verschiedene kulturelle und mythologische Konzepte und Traditionen, die die tiefe kulturelle Verwurzelung und den universellen Charakter der Hexerei unterstreichen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Hexenfund“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich von Matthisson. Matthisson wurde im Jahr 1761 in Hohendodeleben bei Magdeburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1799 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Tübingen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik oder Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 127 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Die Gedichte „Der neue Pygmalion 1790“, „Die Elementargeister“ und „Die Schatten“ sind weitere Werke des Autors Friedrich von Matthisson. Zum Autor des Gedichtes „Hexenfund“ haben wir auf abi-pur.de weitere 11 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Friedrich von Matthisson sind auf abi-pur.de 11 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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