Die Schatten von Friedrich von Matthisson

Freunde, deren Grüfte sich schon bemoosten!
Wann der Vollmond über dem Walde dämmert,
Schweben eure Schatten empor vom stillen Ufer der Lethe.
Seid mir, Unvergeßliche, froh gesegnet!
Du vor allen, welcher im Buch der Menschheit
Mir der Hieroglyfen so viel gedeutet,
Redlicher Bonnet!
Längst verschlürft im Strudel der Brandung wäre
Wohl mein Fahrzeug oder am Riff zerschmettert,
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Hättet ihr nicht, Genien gleich, im Sturme
11 
Schirmend gewaltet.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Die Schatten“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
11
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
1799
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Schatten“ stammt von Friedrich von Matthisson, einem deutschen Dichter der Goethezeit, der von 1761 bis 1831 lebte. Von Matthisson war ein Vertreter der Empfindsamkeit und des Sturm und Drang, zwei literarischen Strömungen, die sich gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausprägten.

Auf den ersten Blick vermittelt das Gedicht einen melancholischen, aber auch dankbaren Eindruck. Es ist ein Dialog mit Verstorbenen und ein Ausdruck der Wertschätzung für die Weisheit und Ratschläge, die sie zu Lebzeiten gegeben haben.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich seine verstorbenen Freunde an, deren Gräber bereits mit Moos bedeckt sind. Es stellt sich vor, dass ihre Schatten bei Vollmond aus der Unterwelt, symbolisiert durch das stille Ufer des Flusses Lethe, aufsteigen. Besonders hebt das lyrische Ich den verstorbenen Freund Bonnet hervor, von dem es viel gelernt hat. Der Sprecher drückt aus, dass er ohne die Führung und Hilfe dieser Freunde möglicherweise in Schwierigkeiten geraten oder gescheitert wäre.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen elfzeiligen Strophe. Die Sprache ist bildhaft und metaphernreich, welche charakteristisch für die Literatur dieser Epoche ist. Die metaphorische Darstellung von Tod und Unterwelt als Fluss Lethe entlehnt Matthisson aus der griechischen Mythologie, in der die Seelen der Verstorbenen diesen Fluss durchqueren und dabei alle irdischen Erinnerungen verlieren.

Das Schiff und das Meer dienen als Metapher für das Leben des lyrischen Ichs, das sich bedroht fühlt („im Strudel der Brandung“ und „am Riff zerschmettert“). Die verstorbenen Freunde werden als schützende „Genien“ bezeichnet, die wie Schutzgeister wirken. Diese Metaphern verleihen dem Gedicht eine ausdrucksstarke, emotionale Tiefe und machen seine tiefgreifenden Gedanken und Gefühle verständlich.

Abschließend lässt sich sagen, dass Friedrich von Matthisson in „Die Schatten“ seine Dankbarkeit und Hochachtung für seine verstorbenen Freunde zum Ausdruck bringt, deren Weisheit ihn auf seinem Lebensweg geleitet hat. Dabei bedient er sich der bildhaften, emotionalen Sprache der Empfindsamkeit und des Sturm und Drang.

Weitere Informationen

Friedrich von Matthisson ist der Autor des Gedichtes „Die Schatten“. Matthisson wurde im Jahr 1761 in Hohendodeleben bei Magdeburg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1799 entstanden. Tübingen ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Klassik oder Romantik zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 11 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 66 Worte. Weitere Werke des Dichters Friedrich von Matthisson sind „Der Einsiedler an die Fürstinn von Dessau 1792“, „Der neue Pygmalion 1790“ und „Die Elementargeister“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Schatten“ weitere 11 Gedichte vor.

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