Stummes Dulden von Friedrich von Matthisson

Feige Sterbliche nur und aberwitzige Schwärmer
Schrein von den Dächern ihr Weh’, Mitleid erbettelnd vom Volk.
Klage geziemt nicht dem Starken; im Kampf mit dem eisernen Schicksal
Singt nur die rüstige That; Worte sind Beute des Sturms.
Schlägt ihm ein ähnliches Herz: so geb’ er sich ganz und auf ewig;
Bleibt ihm dies Kleinod versagt: werd’ er sich selber die Welt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Stummes Dulden“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
61
Entstehungsjahr
1799
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Friedrich von Matthisson, ein deutscher Dichter, der in der Zeit des Sturm und Drang und der Klassik schrieb, hier konkret in der zweiten Hälfte des 18. und ersten Drittel des 19. Jahrhunderts.

Auf den ersten Eindruck ist das Gedicht fest und selbstbewusst, es spricht vom Stolz und der Stärke, den Schicksalsschlägen mit stillem Dulden zu begegnen.

Der Inhalt kann wie folgt zusammengefasst werden: Das lyrische Ich vertritt die Auffassung, dass nur feige und überschwängliche Menschen ihr Leid öffentlich zur Schau stellen und dem Mitleid der Massen entrücken. Der Starke sollte sich hingegen nicht beklagen, sondern mit Entschlossenheit dem Schicksal gegenüber treten. Worte, so argumentiert das lyrische Ich, sind flüchtig und nutzlos im Angesicht von Widrigkeiten. Lediglich tatenbewiesene Stärke ist von Bedeutung. Obendrein hebt das lyrische Ich hervor, dass wenn man auf jemanden mit ähnlicher Entschlossenheit trifft, man sich voll und ganz dieser Person hingeben soll. Wenn jedoch ein solcher Treffer verwehrt bleibt, soll man der eigenen Welt trotzen.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen sechsversigen Strophe. Die Sprache ist gehoben, mit Ausdrücken wie „Feige Sterbliche“, „aberwitzige Schwärmer“ oder „rüstige Tat“, die dem hohen Ton und der Stimmung des Gedichts entsprechen. Die Versform ist durchgängig ein jambischer Fünfheber, eine im deutschen Barock und Klassik verbreitete Form.

Das Gedicht verdeutlicht eine typische Haltung des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, in der das Individuum dazu aufgerufen wird, sich durch autonome Taten und strenge Selbstbeherrschung zu behaupten, anstatt durch Worte oder das Erbitten von Mitleid. Es zeigt ein starkes Vertrauen in die menschliche Willenskraft und eine Abneigung gegen Schwäche und Selbstmitleid. Diese Haltung passt in den breiteren Kontext der literarischen Epochen des Sturm und Drang wie auch der Klassik, die eine Betonung des individuellen Willens und der autonomen Tatkraft förderten. Gleichzeitig ist eine romantische Sehnsucht nach der Begegnung mit einer ähnlich starken Person zu spüren, was auf die parallel laufende Romantik hindeutet.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Stummes Dulden“ ist Friedrich von Matthisson. Geboren wurde Matthisson im Jahr 1761 in Hohendodeleben bei Magdeburg. Im Jahr 1799 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Tübingen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 61 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Lied der Nixen“, „Sehnsucht nach Rom“ und „Tibur“ sind weitere Werke des Autors Friedrich von Matthisson. Zum Autor des Gedichtes „Stummes Dulden“ haben wir auf abi-pur.de weitere 11 Gedichte veröffentlicht.

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