Tu extraxiste me de Ventre Matris meæ! von Andreas Gryphius
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Schöpffer dessen Wunder Güte/ |
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Mich/ da ich nicht war/ gemacht/ |
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Dessen ewig-treu Gemüte |
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Mich ans Licht der Welt gebracht |
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Der du mein erneutes Leben |
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Mir die Nacht wilst wieder geben. |
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Für dir beug ich Knie vnd Hertze |
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Für dich stellt sich Seel vnd Geist |
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Die nach überhaufftem Schmertze |
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Doch dein Allmacht leben heist |
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Die längst Noth vnd Tod verschlungen/ |
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Wenn du mir nicht bey gesprungen. |
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3. |
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Dem ich nimmermehr kan dancken! |
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Weil dein Arm mich mehr erhöht; |
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Als in diesem Lebens-Schrancken |
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Der bestürtzte Sinn versteht/ |
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Herr: daß ich noch hier mag bleiben! |
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Ist dir einig zuzuschreiben. |
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4. |
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Viel! das nicht entstelte Glieder/ |
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Die geschickte Seel beschwer't |
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Mehr/ daß mich/ was dir zu wieder |
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Nicht mit falschem Tandt verkehrt: |
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Mehr/ das/ als ich kaum geboren |
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Schon zu deinem Kind erkohren. |
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5. |
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Du hast meine Sünden-Flecken/ |
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Durch das Tauffbaad abgefegt: |
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Daß mich Hell' vnd Feind nicht schrecken: |
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Hast du rings-vmb mich gelegt |
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Tausend Geister/ die mich leiten/ |
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Daß mein Fuß nicht feil kan schreiten. |
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6. |
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Du hast mir bißher gegeben |
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Mehr/ als ie mein Hertz begehrt/ |
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Du hast Mittel wol zu leben |
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Wenn kein Mittel war/ beschert: |
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Du wirst auff mein sehnlich klagen |
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Mir auch keinen Trost abschlagen. |
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Vnerschöpffte Macht/ erscheine |
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Vnd vollzeuch was du beginnt. |
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Daß ich dich/ vnd sonst nichts meine |
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Eh deß Lebens Zeit zerrinnt; |
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Daß ich nach nichts/ als dir frage |
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Biß ans ende meiner Tage. |
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8. |
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Halleluja! Tod entweiche! |
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Ich poch' aller Grüffte Recht. |
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Gott wil nicht/ daß ich erbleiche! |
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Gott heist leben seinen Knecht. |
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Daß er Gottes wunder Sachen: |
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Allen möge kündig machen. |
Details zum Gedicht „Tu extraxiste me de Ventre Matris meæ!“
Andreas Gryphius
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252
1616 - 1664
Barock
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Tu extraxiste me de Ventre Matris meæ!“ des Autors Andreas Gryphius. Gryphius wurde im Jahr 1616 in Glogau geboren. In der Zeit von 1632 bis 1664 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei dem Schriftsteller Gryphius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Literaturepoche des Barock beginnt etwa 1600 und endet im Jahr 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Begriffes „barocco“ lautet „schiefe Perle“. Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte das Deutsche Reich einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel der Bevölkerung verlor in dieser Zeit ihr Leben. Doch waren nicht etwa hohe Kriegsverluste dafür verantwortlich, sondern das Wüten der Pest in fast allen Städten des Landes. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war geprägt von bitterer Armut und Pessimismus, während bei den Adeligen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Lyrik wird der Einsatz solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Diese Gegensätzlichkeiten lassen sich bei den Motiven des Barocks finden. Die Dichter der Renaissance nutzten noch die lateinische Sprache, die Autoren des Barock begannen, ihre Werke in deutscher Sprache zu verfassen. Bedeutende Schriftsteller für die Zeit des Barocks waren unter vielen anderen: Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Christian Weise und Andreas Gryphius.
Das 252 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 56 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Weitere Werke des Dichters Andreas Gryphius sind „An Gott den Heiligen Geist“, „An H. Christoph von Dihr“ und „An Jolinden“. Zum Autor des Gedichtes „Tu extraxiste me de Ventre Matris meæ!“ haben wir auf abi-pur.de weitere 461 Gedichte veröffentlicht.
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